Himmelsscheibe von Nebra ist nationales Kulturgut
Halle (dpa) - Die mehr als 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra und ein 50 Millionen Jahre altes versteinertes Urpferdchen aus dem Geiseltal bei Halle sind jetzt nationales Kulturgut.
Die Stücke gehören zu den Objekten, die am Donnerstag dem „Verzeichnis national wertvolles Kulturgut“ hinzugefügt wurden. „Damit ist erstmals Kulturgut der öffentlichen Hand aus Sachsen-Anhalt in die Liste aufgenommen worden“, sagte Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) in Halle.
Die Eintragung bedeutet eine besondere Würdigung der Objekte und ihre hohe wissenschaftliche und kulturgeschichtliche Bedeutung. Zudem soll damit verhindert werden, dass die Stücke Deutschland verlassen.
Die bronzene Himmelsscheibe mit ihren Goldsymbolen gilt als die weltweit älteste konkrete Abbildung des Sternenhimmels. Sie wurde vor 3600 Jahren zusammen mit zwei kostbaren Schwertern, zwei Beilen, einem Meißel und zwei Armspiralen als Weihegabe an die Götter vergraben, war aber sicherlich vorher schon einige Generationen lang in Gebrauch.
Neben Sonne, Mond und Sternen ist auf der Scheibe das Sternbild der Plejaden zu erkennen. Forschungen ergaben, dass die Scheibe den bronzezeitlichen Menschen als kombinierter Sonnen- und Mondkalender diente. Die zwei Kilogramm schwere und fast kreisrunde Himmelsscheibe wurde 1999 von zwei Schatzgräbern illegal bei Nebra ausgegraben. 2002 gelang es der Polizei, den Schatz in der Schweiz zu sichern. Er ist seit 2008 in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle zu sehen.
Zudem wurden aus dem Fundus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vier Fachsammlungen und ein historisches lebensgroßes anatomisches Pferdemodell aus Pappmaché des französischen Modellbauers L.T.J. Auzoux (1797-1880) in das Verzeichnis aufgenommen.
Zu den herausragenden Objekten der Geiseltal-Sammlung gehören neben dem Urpferdchen auch versteinerte Überreste von seltenen Krokodilarten sowie Überreste des flugunfähigen Großlaufvogels Gastornis geiselensis. Die Geiseltal-Sammlung ist nach Angaben der Universität die wichtigste Sammlung von Fossilien aus dem Eozän vor 50 Millionen Jahren, einer Zeit, in der die Säugetiere erstmals auftraten.