Hochwasser 2013: Fischbeck ist weit entfernt von der Normalität

Das Dorf Fischbeck hat der Flut 2013 ein Gesicht gegeben. Hinter den Fassaden kämpfen die Bewohner noch immer.

Fischbeck. Von den Fischen, die über die Straßen schwammen und in den Häusern, erzählen sie noch heute in Fischbeck. Neben dem täglichen Kampf brauchen sie auch etwas zum Schmunzeln und Wundern. Bis zu zwei Meter hoch stand das Elbewasser in dem Ort im Elbe-Havel-Winkel. Während viele um ihre Deiche bangten und verschont blieben, brach vor 100 Tagen der Damm bei Fischbeck. Er ließ sich nur mit drei spektakulär gesprengten Lastkähnen verschließen.

Wer heute durch das Dorf fährt, denkt, die Welt sei wieder in Ordnung. Das Wasser ist weg, ebenso der Gestank von den Tierkadavern. Es sind schon wieder Blumen und Sträucher gepflanzt. Aber das Bild trügt. Die Fischbecker sind weit entfernt von einem normalen Leben.

„Kommen Sie rein, sehen Sie sich alles an.“ In Gummistiefeln und Fleecejacke steht die 73-jährige Karin Standke in ihrem Haus. Gleich hinter der Tür führt der erste Schritt durch Sand, drei Holzbretter ebnen den Weg. Einen Meter hoch stand das Wasser hier. Das Haus ist entkernt. „Mit dem Trocknen bin ich fertig“, sagt die Seniorin. Zehn Trockengeräte liefen sechs Wochen lang Tag und Nacht. Bis Weihnachten soll die Arbeit im Haus erledigt sein.

Wie Standke wollen die meisten der 400 Fischbecker ihre Häuser wieder aufbauen, sagt Bürgermeister Bodo Ladwig. Vereinzelt stünden Häuser zum Verkauf, einige Familien ziehen weg. „Die meisten Einwohner wollen aber zurück nach Fischbeck.“ Zwölf Häuser in Wust-Fischbeck müssten abgerissen werden, sagt Ladwig. Allein an den kommunalen Straßen entstand ein Schaden von 3,7 Millionen Euro, dazu kommen 2,6 Millionen Euro für Schäden an Sport- und Spielplätzen sowie dem Bürgerhaus.

Die Fischbecker hätten vieles selbst in die Hand nehmen müssen. Bis jetzt wisse er von niemandem, der Geld aus dem Acht-Milliarden-Euro-Hilfsfonds erhalten habe. Ladwig betont aber, wie dankbar alle Fischbecker für die Spenden und die Hilfe sind. Wenn andere Dörfer auch schon Dankeschön-Veranstaltungen für die Helfer organisieren: „Im Moment sind wir emotional nicht in der Lage dazu, wir werden das im Frühjahr nachholen.“