Hochwasser: Donau und Rhein steigen
Berlin (dpa) - Tauwetter und Regen haben die Wasserstände in einigen deutschen Flüssen weiter ansteigen lassen. Die Anrainer von Main und Donau in Bayern bereiteten sich am Freitag auf neue Überschwemmungen vor.
Auch der Rhein trat an vielen Orten über die Ufer. In anderen Regionen atmeten die Menschen dagegen zunächst auf. In Frankfurt umspülte das Mainwasser zwar weiter die Schutzbarriere vor dem Rathaus Römer. Die Pegel stiegen jedoch nicht weiter. Auch die Befürchtungen in Heidelberg trafen nicht ein: Anwohner begannen damit, den aufwendigen Hochwasserschutz vor der Altstadt wieder abzubauen. Die nächsten Tage sollen überall in Deutschland mild und wolkig werden, aber nicht mehr verregnet, sagte der Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach voraus.
Bangen mussten die Menschen in:
- BAYERN: Die Pegelstände kletterten vor allem im Donaugebiet rund um Passau und Regensburg. Die höchste Alarmstufe vier galt für die Region Passau. Selbst fluterprobte Einsatzkräfte waren davon überrascht. In der Drei-Flüsse-Stadt Passau mit Donau, Inn und Ilz stieg das Wasser auf etwa neun Meter - 24 Stunden zuvor waren es noch drei Meter weniger. Feuerwehrleute legten tausende Sandsäcke aus. Dramatischer war es zuletzt im Sommer 2002 mit bis zu 10,80 Metern. In Regensburg schlossen Experten nicht aus, dass am Samstag in der Altstadt der Donau-Pegelstand von 2002 erreicht wird. In der Stadt wird seit Jahren an einem rund 100 Millionen Euro teuren Hochwasserschutz-System mit mobilen Flutwänden und verstärkten Dämmen gebaut. Bis 2020 soll das Projekt fertig sein. Die aktuelle Flut ist eine erste Bewährungsprobe für die bereits fertigen Bauabschnitte. Auch die Lage am Main in Nordbayern sah eher düster aus.
- RHEINLAND-PFALZ: Die Rhein-Mosel-Stadt Koblenz rechnet an diesem Wochenende mit dem zweiten großen Hochwasser des Jahres. Der höchste Punkt der Welle wird bei etwa 7,40 Meter am Samstagabend erwartet - stündlich stieg der Rhein um etwa zwei Zentimeter. Am Samstag wird wohl wieder das Deutsche Eck zulaufen. Auch die Altstadt und der Stadtteil Pfaffendorf könnten im Wasser stehen. Weil die Mosel weniger Wasser führt, werden wohl weniger Stadtteile getroffen als letztes Wochenende. Das Hochwasser machte auch die Suche nach den beiden vermissten Bootsleuten im Rhein bei St. Goarshausen schwierig. Stärkere Strömung und schlechtere Sicht erschwerten vor allem die Arbeit von Tauchern. Sie noch lebend zu finden, war so gut wie ausgeschlossen. Der Rhein blieb für Schiffe gesperrt: Mehr als 100 Schiffe warteten zwischen Bingen und Koblenz auf eine Weiterfahrt.
Vorsichtiges Aufatmen gab es in:
- SACHSEN: Hier stiegen die Wasserstände zwar in allen Flussgebieten an, vielerorts blieben die Alarmstufen aber bei zwei und drei. In der Nacht zum Samstag wurde zunächst noch neuer Regen erwartet. Der Pegel in Dresden sollte bis Samstagmorgen auf etwa 6,00 und bis Sonntagabend bis auf etwa 6,70 Meter steigen. Das wäre dann Alarmstufe drei. Am Freitagnachmittag wurden um die 5,60 Meter gemessen. Die Stadt Dresden sperrte das Terrassenufer, was fast jedes Jahr nach einer Schneeschmelze nötig wird. Damit war eine wichtige Zufahrtstraße zur Semperoper gesperrt. Der Opernball am Freitagabend war aber nicht gefährdet. In Leipzig sackte ein Deich ab und musste mit 5000 Sandsäcken stabilisiert werden. Sollte der Deich brechen, würden wohl auch Wohngebiete überflutet, was sich jedoch zunächst nicht abzeichnete. Im Vogtland, im Erzgebirge und der Sächsischen Schweiz mussten manche Menschen mit Überschwemmungen rechnen.
- HESSEN: Die erste Scheitelwelle des Main-Hochwassers hatte das Bundesland passiert. Für das Wochenende wurde eine ruhigere Situation erwartet. Am Oberlauf des Mains stiegen die Pegelstände aber schon wieder an, wie das Landesamt für Umwelt und Geologie berichtete. In Hanau erwartet die Stadt kommende Woche wieder steigende Pegel an Main und Kinzig. In Frankfurt am Main waren am Freitag zunächst noch rund 100 Helfer damit beschäftigt, weitere 15 000 Sandsäcke zu füllen. Nach dem Sturz eines Mannes in die Steinach schwinden die Chancen, den Vermissten lebend zu finden. Er war am Donnerstag in den kleinen Fluss bei Neckarsteinach gefallen, der sich durch das Hochwasser in einen gefährlichen Strom verwandelt hatte.
- BADEN-WÜRTTEMBERG: Hier fielen die Pegelstände zumeist. Auch in Wertheim wich das Wasser ein bisschen. Für den Samstag erwartete die Hochwasservorhersagezentrale erneut einen höheren Wasserpegel, der aber nicht mehr den Höchststand vom Mittwoch erreichen werde. Bei der Stadt fließt die Tauber in den Main. Auch in Heidelberg atmeten die Menschen auf. In der alten Universitätsstadt nahe der Neckar-Mündung in den Rhein verschonte das Hochwasser die Altstadt. Der Höchststand blieb rund ein Meter unter der befürchteten kritischen Marke.