Höllischer Abschied: Meat Loafs letzte Tour

London (dpa) - Wolfsgeheul und Motorradknattern, opulente Kostüme, opernhafte Dramatik und Schweiß in Strömen - wenn Rockschwergewicht Meat Loaf auf die Bühne geht, dann ist das keine kleine Sache.

Nur am Mikro stehen und singen ist bei dem ausgebildeten Schauspieler jedenfalls selten zu erwarten. Und das, obwohl die meisten seiner Songs ohnehin schon Inbegriff der inbrünstigen Power-Ballade sind. Doch der volle Bühneneinsatz hat seinen Preis. Nach mehr als 30 Jahren hört der 65-Jährige jetzt auf zu touren, vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Die Abschiedstournee beginnt an diesem Freitag in Großbritannien, und geht danach gleich in Deutschland weiter. Das erste von drei Konzertes ist am 25. April in Frankfurt.

„Es sieht ja so aus: Ich hatte in meinem Leben 18 Gehirnerschütterungen“, erklärt Meat Loaf im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in London. „Das hat mir bis vor ein paar Jahren nicht wirklich was ausgemacht. Aber mittlerweile beeinflusst mich das. Mein Gleichgewicht ist gestört. Ständig dreht sich der Raum um mich.“ Zudem habe er Knie-Probleme und andere Alters-Wehwehchen. „Mal ehrlich, Mick (Jagger) kann immer noch weitermachen, aber ich wiege ungefähr 110 Pfund mehr als er. Rod Stewart übertreffe ich um 100 Pfund, und David (Bowie) vermutlich um 80. Die dünnen Typen, die können auch im Alter noch.“

Zum Abschied kehrt der US-Amerikaner nochmal zu seinen Wurzeln und dem Album zurück, das ihm neben dem Durchbruch auch lange danach noch die größten Erfolge brachte: „Bat Out Of Hell“ von 1977. Die Konzerte der „Last At Bat“-Tour teilt er in zwei „Akte“ auf. Zuerst gibt es eine Art „Best of“ mit seinen Superhits wie „Dead Ringer For Love“ oder „I'd Lie For You (And That's The Truth)“. Der zweite Akt besteht dann aus dem kompletten „Bat Out Of Hell“-Album, gesungen in chronologischer Reihenfolge. Minutenlange Intros, Soli und der Wandel entlang der Grenze zur Selbstironie dürften inbegriffen sein.

Die Fledermaus aus der Hölle machte Meat Loaf einst berühmt. Damals hatte er nach einigen Anläufen als Schauspieler und Sänger zum ersten Mal mit Komponist, Produzent und Texter Jim Steinman zusammengearbeitet. Der bombastische Rocksound, für den er auch heute noch unverwechselbar steht, wurde geboren. Meat Loaf nannte er sich nach einem Spitznamen aus seiner Jugend - ein Schwergewicht war er nach eigenen Angaben nämlich schon immer.

„Bat Out Of Hell“ bekam über die Jahrzehnte noch drei Nachfolgealben. In den 1990er Jahren erlebte Meat - wie Freunde und Kollegen ihn nennen - eine weitere Erfolgsphase. Seine Ballade „I'd Do Anything For Love“ ist heute ein Kult-Song, den auch 20-Jährige mitgrölen.

Auch, wenn es mit der Bühne vorbei ist: Die Show geht weiter. „Ich wüsste gar nichts mit mir anzufangen“, antwortet Meat auf die Frage, ob er sich komplett zur Ruhe setzen wolle. „Ich will mich vor allem auf Filme konzentrieren.“ Außerdem ist eine Show in Las Vegas in Vorbereitung. „Die Show ist so strukturiert, das ich viel sitzen kann.“ Die Tour werde sich mit Auftritten in Europa, Südafrika und den USA aber erst einmal noch bis ins Jahr 2014 ziehen. Auf Deutschland freut er sich nach eigenen Angaben besonders: „Sie haben mich in guten und in den schlechten Zeiten geliebt.“