Ihren Todestag hat die sterbenskranke Brittany Maynard genau geplant
Die 29-Jährige möchte würdevoll ihr Leben beenden und hat in den USA eine Diskussion neu entfacht. Hierzulande startet Kampagne.
Portland. Mit 29 Jahren hat Brittany Maynard ihren Tod im Detail geplant. Sie will in ihrem Ehebett sterben, mit ihrem Mann und ihrer engsten Familie an der Seite. Dazu soll leise Musik spielen, wenn sie ein tödliches Betäubungsmittel schluckt. „Ich hoffe, dass ich in Frieden sterben werde“, sagt die todkranke Amerikanerin in einem Video, das sie vor einer Woche ins Netz stellte. Sie weiß auch schon, wann sie aus dem Leben scheiden möchte. Maynard hat den 1. November gewählt. Ende Oktober will sie noch den Geburtstag ihres Mannes erleben.
Maynard leidet an einem aggressiven Gehirntumor. Im Frühjahr gaben ihr die Ärzte noch sechs Monate zu leben. Ihr freimütiges Bekenntnis für die Sterbehilfe sorgt in den USA seit Tagen für Schlagzeilen. Ihr Fall wird in den Nachrichten, in Talkshows und in der Öffentlichkeit diskutiert. „Die Reaktionen von euch allen haben unsere kühnsten Erwartungen übertroffen“, schreibt die Todkranke auf ihrer Webseite.
„Wir hoffen dasselbe wie Brittany, nämlich, dass ihre Geschichte Anstoß für Gesetzesänderungen ist, so dass mehr Menschen Zugang zu einem würdevollen Tod haben“, erklärt Gwen Fitzgerald, Sprecherin der Sterbehilfe-Organisation „Compassion & Choices“, mit der Maynard eng zusammenarbeitet.
Auch in Deutschland erhält die Debatte um Sterbehilfe neue Nahrung. Seit vergangenem Freitag läuft die Kampagne „Mein Ende gehört mir“ der Giordano-Bruno-Stiftung und der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS). Prominente wie Liedermacher Konstantin Wecker, Komiker Bernhard Hoëcker oder Schauspielerin Eva Mattes haben sich für Plakate ablichten lassen.
Die Plakate sind Teil einer Großdebatte, die wohl bald im Bundestag ihren Höhepunkt finden wird. Es geht darum, neue Regeln für die Sterbehilfe zu vereinbaren. Bereits absehbar ist, dass sich die Meinungslager quer durch alle Parteien ziehen. Bislang ist es in Deutschland nicht strafbar, ein Mittel zur Selbsttötung zur Verfügung zu stellen, Die Ärzteschaft hat sich allerdings in ihrem Berufsrecht das Verbot auferlegt, Hilfe zur Selbsttötung zu leisten. Die Macher der Kampagne befürchten, dass die Straffreiheit bei einer Reform auf der Strecke bleiben könnte. Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte sich gegen die ärztlich assistierte Selbsttötung ausgesprochen.
In den USA hätte Maynard in ihrem Heimatstaat Kalifornien keinen Zugang zur Sterbehilfe gehabt. Nach einer Gehirnoperation und der Rückkehr eines noch aggressiveren Tumors, der sie laut Diagnose in wenigen Monaten töten würde, war die junge Frau von San Francisco nach Portland im Nachbarstaat Oregon umgezogen. Hier wolle sie ihre restlichen Tage „auf dieser wunderbaren Erde“ mit ihrer Familie verbringen.