Hagen Illegales Autorennen: Sechsjähriger weiter in Lebensgefahr
Eine Mutter und ihre Kinder wurden in Hagen zufällig Opfer einer Kollision bei einem illegalen Autorennen. Tage danach kämpft ihr sechsjähriger Sohn in einem Krankenhaus weiter um sein Leben. Gegen die mutmaßlichen Raser hat ein Richter Haftbefehle erlassen.
Hagen. Nach dem schweren Unfall bei einem illegalen Autorennen in Hagen schwebt ein sechs Jahre alter Junge nach wie vor in Lebensgefahr. Sein Zustand sei unverändert, sagte ein Sprecher der Polizei am Sonntag. Die Ermittlungen zu der Unfallkette mit insgesamt fünf Schwerverletzten von Donnerstag gingen am Wochenende weiter. Die beiden Autofahrer, die sich ein illegales Rennen geliefert haben sollen, sitzen in Untersuchungshaft. Gegen die Tatverdächtigen im Alter von 46 und 33 Jahren wurde am Samstag Haftbefehl erlassen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert ein härteres Vorgehen der Justiz gegen Raser.
Der Sechsjährige, seine elfjährige Schwester und seine Mutter wurden dem bisherigen Ermittlungsstand zufolge Zufallsopfer eines illegalen Rennens: Sie waren in einem Auto unterwegs, als das Fahrzeug eines mutmaßlichen Raser plötzlich auf ihre Fahrbahn schoss und einen Frontalzusammenstoß verursachte. Mutter und Tochter wurden schwer verletzt, der Junge lebensgefährlich. Der 46-Jährige brach sich bei der heftigen Kollision der Autos ein Bein. Der 33-Jährige, der ebenfalls an dem Rennen beteiligt gewesen sein soll, flüchtete den Ermittlungen zufolge zunächst, stellte sich aber später der Polizei.
Die mutmaßlichen Raser hätten die zulässige Höchstgeschwindigkeit „erheblich“ überschritten, bekräftigte die Polizei am Samstag in einer Mitteilung. Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli sagte am Samstag, für die mutmaßlichen Raser komme „die Verhängung von Freiheitsstrafen in Betracht“. Die genaue Geschwindigkeit der Fahrzeuge wird ein Gutachter mit Hilfe der Daten aus der Fahrzeugelektronik ermitteln, gab die Polizei zuvor bekannt. Auf der vierspurigen Straße in der Nähe des Hagener Polizeipräsidiums ist Tempo 50 erlaubt.
Nach dem Erkenntnisstand der Ermittler von Freitag kam es zu dem Unfall nach etwa 600 Metern Fahrstrecke nach einer Rechtskurve: Als eine 76-jährige Fahrerin am Fahrbahnrand losfuhr, wollten die beiden Männer den ersten Erkenntnissen zufolge ausweichen. Der 46-Jährige sei dabei in den Gegenverkehr geraten. In der Unfallkette wurde dann auch noch ein 30-jähriger Autofahrer schwer verletzt, der ebenfalls nicht an dem illegalen Autorennen beteiligt war.
Die GdP fordert ein härteres Vorgehen. Auf die Frage, wo die Entschlossenheit der Justiz bleibe, sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek den „Ruhr Nachrichten“ (Dortmund): „Solche illegalen Rennen stellen eine Gefahr für die Allgemeinheit dar. Das ist nicht hinnehmbar und muss strenger bestraft werden. Jemand, der bei einem solchen Wahnsinn einen Menschen tötet, darf nicht als freier Mann mit einer Bewährungsstrafe aus dem Gerichtssaal gehen.“ Sonst bestehe eine noch höhere Wiederholungsgefahr. „Die Gerichte müssen ein deutliches Signal setzen“, forderte Radek.
In einem Prozess um den Tod einer Radfahrerin bei einem illegalen Autorennen in Köln waren kürzlich zwei junge Männer zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Mit diesem Urteil war das Gericht unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft geblieben.