Im Kampf gegen Taschendiebe

Die Polizei lässt sich viel einfallen, um Täter zu fassen. Doch die werden dreister.

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Düsseldorf/Krefeld. Wenn Michael Baums Kollegen in der Stadt unterwegs sind und als verdeckte Ermittler Taschendiebe beschatten, sind sie manchmal über deren kreative Tricks überrascht. Baum ist Pressesprecher im Polizeipräsidium Düsseldorf, der Stadt mit der höchsten Zahl angezeigter Taschendiebstähle im Jahr 2013.

Da gibt es etwa den Abdecker- oder Spendensammler-Trick. Der Dieb zeigt eine Broschüre oder Spendenliste vor und greift darunter nach Gegenständen, die in der Handtasche stecken oder auf dem Restaurant-Tisch liegen. So werden vor allem Smartphones erbeutet. Seit ein paar Jahren hört Baum häufiger vom Antanztrick in der Düsseldorfer Altstadt. Diskogäste etwa, die nachts auf ein Taxi warten oder angetrunken nach Hause laufen, werden angetanzt und so abgelenkt. „Die Täter suchen die körperliche Nähe und nutzen diese, um Handy oder Geld zu stehlen“, sagt Baum. Er rät, Geld oder Handy nie in der Hosentasche aufzubewahren. „Das wird blitzschnell herausgezogen und weitergereicht.“ 8299 mal zeigten Opfer solcher Taten in Düsseldorf im vergangenen Jahr einen Taschendiebstahl an — rund 2500 mal mehr als 2012.

Charly Borra ist ein Taschendieb — natürlich nur auf der Bühne und im Seminarraum. Neben Auftritten in Theatern und Varietés gibt er Ermittlern Tipps, wie sie Diebe schneller erkennen können: „Ein guter Polizist muss wie ein Dieb denken können, wenn er einen fangen will“, sagt der gebürtige Österreicher. „Wenn man eine Diebesgruppe verfolgt, darf man nie Blickkontakt mit diesen Leuten haben. Die Diebe haben einen sechsten Sinn. Wenn man sie anschaut, fühlen sie das und verschwinden.“

In Düsseldorf gibt es solche Seminare noch nicht. Dennoch werde Prävention, die Analyse von Täterprofilen und verdeckte Aktionen sehr ernst genommen, sagt Baum. Auch mit Plakaten oder Werbespots versucht die Polizei Düsseldorf die Taschendiebe aus der Stadt zu drängen. „Bei uns lockt natürlich das kaufkräftige Publikum“, sagt Baum. „Vor allem Messegäste und Touristen haben oft viel Geld dabei.“

Die Diebe seien in Banden organisierte Reisende, die schnell zuschlagen und schnell wieder weg sind. Daher sei es schwer, Täter dingfest zu machen und sie zu verurteilen. Die Aufklärungsquote liegt bei etwa fünf Prozent.

Das Strafgesetzbuch sieht bei Diebstahl eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren vor. „Bis die jedoch verhängt wird, muss der Täter aber schon häufig aufgefallen sein“, sagt Baum.

Mit einer landesweiten Kampagne mit dem Titel „Augen auf und Tasche zu“ will das Landeskriminalamt jetzt die Bürger über alle Stadtgrenzen hinweg aufmerksam machen. Auch Krefeld beteiligt sich daran, obwohl die Stadt mit Taschendiebstählen keine großen Probleme hat. „Krefeld ist keine Hochburg für Taschendiebe“, sagt Polizeisprecher Acor Kniely. Lediglich 588 Fälle gab es im vergangenen Jahr in der Stadt. 2012 waren es noch 694 angezeigte Taschendiebstähle in der Seidenstadt. Einen Abwärtstrend, der im Gegensatz zum Rest Deutschlands stünde, sieht Kniely aber nicht. „Die Zahl hält sich seit Jahren die Waage.“