Im Sozialismus auf Sendung

David Frogier de Ponlevoy ist Deutsch-Franzose und bringt seinen Kollegen in Vietnam Journalismus bei.

Hanoi. 16 Grad — winterliche Temperaturen in Hanoi. An solchen Tagen sitzt David Frogier de Ponlevoy mit Fingerlingen in seinem Büro in der vietnamesischen Hauptstadt. „Das klingt für Europäer lustig, doch hier kennt man keine Heizungen“, erklärt der 34-Jährige. In Vietnam ist vieles anders. Das weiß der Deutsch-Franzose, er arbeitet als Journalist beim einzigen nationalen Radiosender.

„Voice of Vietnam“ („Stimme Vietnams“) ist staatlich — wie alle Medien in der sozialistischen Republik. „Es sitzt zwar kein Aufpasser im Raum, aber das Land ist hierarchisch organisiert. Jeder Redakteur sichert sich beim Vorgesetzten ab, der bei seinem Chef und so weiter“, erzählt er.

Dennoch ist das Radio in dem Schwellenland ein wichtiges Medium — so sind die vielen unwegsamen Gebiete immer noch am einfachsten zu erreichen.

Frogier übt den Spagat. Er ist von der deutschen Entwicklungsorganisation CIM (Centrum für internationale Migration und Entwicklung) entsandt, aber der Vertrag läuft mit dem Radio: Er soll seinen vietnamesischen Kollegen modernen Journalismus beibringen, gleichzeitig aber nicht an sozialistischen Fundamenten rütteln.

Zum Glück weiß Frogier, wie die Vietnamesen „ticken“. Schon während des Studiums der Geschichte und Politik beschäftigte sich der gebürtige Wormser mit Südostasien, war in einem Netzwerk Europa — Asien aktiv. „Dort habe ich auch meine Frau, eine Vietnamesin, kennengelernt“, erzählt er. „Ein Grund mehr, Vietnamesisch zu lernen.“ Nach seinem Volontariat arbeitete Frogier 2006 zunächst als freier Journalist im Land. 2008 kam dann die Radio-Anfrage.

Der Sender ist weltweit zu empfangen. Gesendet wird täglich auch eine halbe Stunde auf Deutsch (über Kurzwelle 105,5 FM ).

Der 34-Jährige betreut die Redaktion des deutschen Sendeteils, zudem die Auslandsabteilung. „Dort sitzen größtenteils Sprachwissenschaftler, die nur übersetzen“, sagt Frogier. Seine Arbeit beginnt beim Journalisten-Kleinklein. „Ich helfe beim Redigieren, zeige, wie man einen Beitrag macht, wo die Fallen sind.“

Positive Wirtschaftsnachrichten sind gern gesehen, auch Reportagen aus dem Goethe-Institut. Verlautbarungen von Parteigeneralsekretären stehen ebenfalls hoch im Kurs. „Das ist manchmal dröge“, formuliert es der Journalist vorsichtig.

So gar nicht dröge war Frogiers Vorschlag, eine Reportage zu machen, wie der Vietnamese auf der Straße Hund kocht. Immerhin kennt das Land gleich fünf — wenn auch kulinarisch zweifelhafte — Variationen. „Das wurde freundlich abgelehnt.“ Keine gute Werbung, hieß es.