Image: Der kleine Nic Sarkozy
Damit der französische Präsident nicht so klein wirkt, möchte er bei öffentlichen Auftritten nicht überragt werden.
Paris. Wenn sich der französische Präsident mit Fotografen und Kameramännern im Schlepptau unters Volk mischt, dann wird auf jede winzige Kleinigkeit geachtet - offenbar auch auf die Körpergröße jener, die mit Nicolas Sarkozy aufs Gruppenfoto dürfen.
Das belgische Fernsehen RTBF enthüllte jetzt eine heitere Begebenheit, die sich kürzlich in der Normandie zugetragen hat. Beim Besuch des Automobilzulieferers Faurecia bestätigte eine etwas klein gewachsene Mitarbeiterin, dass sie sich nur wegen ihrer geringen Körpergröße als Kulisse für die Präsidentenvisite geeignet habe.
Auf die bohrende Nachfrage eines Reporters, ob man nicht größer als der Präsident sein durfte, nickte die Mitarbeiterin schmunzelnd und sagte: "Voilà." Schätzungen zufolge ist der Präsident zwischen 1,65 und 1,70 Meter groß.
Dass öffentliche Auftritte des mächtigsten Mannes der Republik, der zumindest in Bezug auf die Körpergröße an den großen kleinen Kaiser Napoléon heranreicht, nach äußerst präzisen Regieanweisungen über die Bühne gehen, bestätigt auch ein Gewerkschafter bei Faurecia. "Bei seinem Besuch war alles streng geregelt, auch die Körpergröße derer, die hinter ihm auf dem Podium stehen durften", gab José de Sa Moreira zu Protokoll.
Wer die amüsante Größenvorschrift - maximal 1,60 Meter - zugunsten des "kleinen Nic" nun erlassen hat, bleibt unklar. Der Elysée jedenfalls ließ den Vorfall auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP prompt dementieren. Die Geschichte sei "lächerlich und grotesk", hieß es.
Eine präsidiale Erklärung, die allerdings wenig überzeugend klingt. Denn "Libération" liefert eine anschauliche Fülle entlarvender Beispiele für die drehbuchmäßig durchgeplanten Auftritte der französischen Polit-Stars - nicht nur in Bezug auf die Größe. So fiel Obamas und Sarkozys Bad in der Menge beim 65. Jahrestag der Landung in der Normandie noch herzlicher aus, weil die Regierungspartei UMP 500 applaudierende Mitglieder als jubelnde Statisten abgestellt hatte.
Notfalls müssen sogar die Ordnungshüter eingreifen, damit das Fernsehen Sarkozy-freundliche Bilder ausstrahlen kann. So werden demonstrierenden Gewerkschaftern schon mal Trillerpfeifen und Spruchbänder weggenommen mit der fadenscheinigen Begründung, solche Teile könnten als gefährliche Wurfgeschosse eingesetzt werden.
Als fragwürdiger Pionier in Sachen Polit-Drehbuch gilt der frühere französische Tourismusminister Olivier Stirn. Dieser hatte vor zwanzig Jahren bei einer Veranstaltung über 5000 Besucher erwartet, doch die Halle war gähnend leer. Stirn "mietete" daraufhin kurzerhand Arbeitslose, indem er ihnen Geldscheine in die Hand drückte. Als die Posse enthüllt wurde, musste Stirn den Hut nehmen.