Interview: Bloß nicht krampfig stubenrein

Anke Engelke über die neuen Folgen von „Ladykracher“, anstößige Bettszenen und genüssliches Nichtstun.

Frau Engelke, denken Sie sich die Charaktere, die Sie in Ihrer Sketchreihe "Ladykracher" verkörpern, selber aus?

Engelke: Nein, die Figuren-Ideen kommen von den Autoren, die ich wirklich dafür bewundere - ich selber würde auf so etwas nie kommen. Wenn es darum geht, kreativen Input zu liefern, also eine Figur zu entwickeln, bin ich total schlecht. Mein Job ist es, die Charaktere dann mit Leben zu füllen, das kann ich zum Glück ganz gut.

Streifen Sie dazu vorher durch Straßen und Supermärkte, um sich gezielt Marotten von Leuten abzuschauen?

Engelke: Es macht zwar Sinn, sich die Eigenarten von Leuten anzuschauen. Aber bei mir ist es nicht so, dass ich mir konkret von einzelnen Personen was abgucke. Ich weiß hinterher nur selten, wo ich etwas her habe. Ich hab’s halt irgendwo gesehen und lasse es einfließen, aber es ist kein bewusster Akt, bei dem ich mir eine Figur aus Einzelheiten zusammensetze.

Und welche neuen Charaktere spielen Sie in der neuen Staffel von "Ladykracher"?

Engelke: Eigentlich geht es mehr um neue Situationen als um neue Figuren. Unsere Sendung ist ja ein Gradmesser am Puls der Zeit, ein Spiegel der Stimmung im Land, vor allem natürlich meiner Generation der um die 40-Jährigen. Wir schauen: Wie ticken die Leute gerade, was machen die, was fühlen die? Und wir werden eben einfach älter. In der vorigen Staffel haben wir Beziehungen deshalb noch nach dem Muster "Gründen wir eine Familie - ja oder nein?" thematisiert, in der aktuellen Staffel geht es einen Schritt weiter: "Wir haben Kinder - wie erziehen wir die jetzt?"

Was war bei dieser Staffel anders als früher?

Engelke: Es hat uns einfach total gefreut, dass die Menschen "Ladykracher" voriges Jahr nach der Pause wegen meiner Late-Night-Show gleich wieder angenommen haben. Die Zeit der Traumquoten für Comedy sind ja insgesamt vorbei, aber wir hatten bei der letzten Staffel doch großen Zuspruch, es gibt da eine richtige Fangemeinde, das finde ich toll. Es kann aber schon sein, dass die neuen Folgen einige Zuschauer auch schockieren.

Wieso das denn?

Engelke: Wir sind ja keine Kindersendung, sondern ein erwachsenes Programm. Es geht um Paare, da landet man dann auch mal im Bett, und wir spielen das so realistisch wie möglich. Wenn es eine Bettszene gibt, dann ist es auch eine - da werden keine Tücher vorgehalten. Ich mag das nicht, wenn so krampfig versucht wird, stubenrein zu sein. Dadurch, dass wir uns im Team so gut kennen, hatten wir auch bei expliziten Sexszenen so viel Spaß an der Situation, dass wir schön entspannt damit umgegangen sind und auch mal einen halben Drehtag nackig durch die Gegend gelaufen sind.

Für die neue "Ladykracher"-Staffel haben Sie in vier Monaten rund 200 Sketche gedreht, Sie sind derzeit im Kinofilm "Lippels Traum" zu sehen und engagieren sich für malariakranke Kinder in Afrika. Wie machen Sie das eigentlich als dreifache Mutter

Engelke: Das wirkt zurzeit sehr geballt, aber es ist alles halb so wild: "Lippels Traum" habe ich ja schon vor zwei Jahren gedreht. Und zwischendurch habe ich fast ein Jahr lang nichts gemacht und diese freie Zeit sehr genossen. Wenn ich arbeite, dann arbeite ich volle Kanne, gebe 100 Prozent - alles andere fände ich nicht gut. Genauso super finde ich es aber auch, gar nichts zu tun, durch die Gegend zu latschen, ein Familienleben zu haben und Menschen zu beobachten. Ich liebe meinen Beruf zwar sehr, aber er steht nicht an erster Stelle.

Sat.1, Freitag, 21.15 Uhr: "Ladykracher"