Interview: „Erfolg verpflichtet zur Hilfe“

Auch wer nichts von ihm weiß, kennt seinen Namen: Tommy Hilfiger. Er spricht über Gott, Lagerfeld und Merkel.

Herr Hilfiger, Sie sagen von sich, dass Sie gläubig sind. Welche Kleidung trägt Gott?

Tommy Hilfiger: Ich glaube, Gott hat mit Mode nichts am Hut. Er hat eine viele größere Kraft. Eine Kraft, die mir viel Glück im Leben schenkt.

Hilfiger: Das ist sehr lustig. Vor einigen Jahren sahen deutsche Frauen vor allem deutsch aus. Sie sehen jetzt international aus - großartig - und man erkennt keinen Unterschied mehr. Sie sind heute sehr chic gekleidet und interessieren sich sehr für ihr Aussehen. Sie setzen Trends und leben im angesagten Stil der Zeit.

Hilfiger In jedem Fall eine sehr, sehr enge Jeans. Wenn sie passt, reicht eine. Und darüber sollten Sie etwas mit knalligen Farben tragen. Und einen schmalen kamelfarbenen Duffle-Coat-Mantel.

Hilfiger: Oscar de la Renta ist einer meiner Freunde. Und ich finde, dass er die tollsten Kleider der Welt macht. Darum habe ich ihn gebeten, das Hochzeitskleid zu entwerfen. Mein Stil ist relaxter. Für mich wäre ein Hochzeitskleid zu entwerfen eine so große Herausforderung, wie es sie für Oscar wäre, eine tolle Jeans zu machen.

Hilfiger Sie hat mich 200 Dollar gekostet. Aber ich wollte testen, warum sie so teuer ist, denn mich hat der Preis gewundert. Aber es gibt Jeans für 100 Euro, die besser sind. Dafür gibt es mehr Qualität. Ich entwerfe Jeans in der Art wie Levis sie vor 30 Jahren gemacht hat. Leider gibt es die nicht mehr.

Hilfiger: Er ist das ultimative Genie, lustig, geistreich. Karl ist ein einer der größten Modeschöpfer, die es gibt. Er hat aus der verstaubten Marke Chanel das wahrscheinlich exklusivste und luxuriöseste Modelabel der Welt gemacht. Er ist ein Genie.

Hilfiger: Meine Mode ist für alle Menschen, egal welche Größe sie tragen. Schönheit ist keine Frage der Kleidergröße. Ich glaube nicht, dass es notwendig ist, dass viele Designer für Modestrecken extrem dünne Mädchen nehmen.

Das ist nicht meine Philosophie. Aber ich bin ja schon dafür kritisiert worden, dass meine Mode zu casual, zu praktisch, zu simpel sei. Aber ich mache nur Mode, die ich auch vertreten kann.

Hilfiger: Ja, das mache ich. Und sie bekommen Geld von mir. Ich bitte Sie aber immer darum, auch etwas zu spenden. Erfolg verpflichtet uns immer, Menschen zu helfen, die unsere Hilfe brauchen. Das versuche ich, meinen fünf Kindern zu vermitteln.

Hilfiger: Das hat mich sehr geehrt. Doch es gibt viele Helden des Alltags, die niemand auszeichnet.

Hilfiger. Ja, und das ist das Schwierigste überhaupt. Ich möchte, dass sie mit meinen Idealen aufwachsen und selbstständig werden. Das beste Rezept ist es, miteinander zu sprechen. Ganz viel sprechen. Aber ich bin jetzt bei Sebastian (sechs Monate alt; d.Red.) ohnehin viel lockerer und mehr daheim.

Hilfiger: Ja eben, ich habe mein Geschäft dort besucht. Es ist eine tolle Straße. Da macht es keinen Unterschied, ob man in Paris oder New York ist. Alle Topmarken sind vertreten.

Hilfiger: Ich habe mir in den 80er Jahren mal eine Jacke mit extremen Schulterpolstern gekauft. Darin sah ich aus wie ein Football-Spieler. Das war schrecklich.

Hilfiger; Zunächst bin ich wirklich sehr glücklich, dass meine Kleidung hier so gut ankommt. Das ist nach den USA der stärkste Markt. Das freut mich besonders, weil auch meine Vorfahren aus Deutschland kommen. Daher fühle ich mich in Deutschland zu Hause.

Es ist unvorstellbar, welch große Leistungen Deutschland auf wirtschaftlichem und wissenschaftlichem Gebiet hervorgebracht hat. Deutschland hat traumhafte Städte. Gerade Düsseldorf ist wunderschön eine lebendige, pulsierende Stadt.

Aber auch Köln ist fantastisch, München ist toll und Berlin. Berlin ist wie New York. Ich weiß, dass Ihr Land auch von der Wirtschaftskrise getroffen ist. Da denke ich etwa an Opel. Aber dieses Land ist stark. Und viele Deutsche sind Pioniere auf ihrem Gebiet.

Hilfiger: Sie sieht großartig aus. Für sie geht es nicht mehr um den richtigen Stil. Sie hat ihn gefunden und vertritt ein tolles Land, das wir in der Welt mehr denn je brauchen.