Interview: Ingolf Lück - „Ich kann keine Witze behalten“
Ingolf Lück über die Seelen in seiner Brust, alte Kumpels und der Idee vom Fahrradverleih auf Langeoog.
Düsseldorf. WZ: Herr Lück, auf Ihrer Homepage gibt es Pressefotos, die ziemlich aus dem Rahmen fallen - Sie ziehen Grimassen. Brauchte es dafür einen Zerrspiegel oder ist das Natur?
Lück: Natur. Ich kann solche Grimassen schneiden. Ich hasse Fotos. Ich bin zwar telegen, aber nicht fotogen. Da mag ich, wenn schon, lieber solche Foto-Automaten-Bilder. Darin liegt eine gewisse Bandbreite - man kann ernsthaft, lustig, verwegen oder beleidigt gucken - dadurch hat man eine gewisse Freiheit.
WZ: Apropos Freiheit: 2002 sind Sie nach sieben sicheren Jahren im TV mit "Caveman" auf die Bühne zurückgekehrt. Warum?
Lück: Die Wochenshow war die erfolgreichste Comedy-Sendung Europas. Die Quoten damals waren traumhaft. Aber die Zeit war irgendwann vorbei. Ich war der letzte, der das Licht ausgemacht hat. An meinem Computer hing schon lange ein Post-It-Zettel, auf dem stand "Caveman". Den habe ich 200 Mal gespielt. Und ich war glücklich.
WZ: So ganz dem TV ade gesagt haben Sie ja trotzdem nicht. Sind Bühne und Bildschirm zwei Seelen in Ihrer Brust?
Lück: Da sind noch mehr Seelen. Meine Brust und mein Herz sind dafür groß genug. Ich bin polyglott aufgestellt. Das reicht sogar noch für einen Fahrrad-Verleih auf Langeoog.
WZ: Sie sind jetzt 51. Vermissen Sie den coolen Typen der Sie mit 20 waren?
Lück: Ja. Obwohl sich die Frage stellt, ob man das überhaupt jemals war. Wenn meine alten Kumpels kommen, Benne und Afi, so richtige 80er-Jahre-Männer, für die ich der Golfi bin, da gibt´s ne gewisse Divergenz. Die sind immer noch happy, wenn sie am Türsteher vorbei in die Disco rein dürfen.
WZ: Sie haben zwei Kinder, vier und zehn Jahre alt: Darf man als "Vater Lück" noch jeden Blödsinn machen?
Lück: Darf man. Das ist wie auf einer Rutsche oder wie mit dem Rock´n´Roll. Alleine ist das bescheuert.
WZ: Ihr neues Programm heißt "Zurück zu Lück"? Heißt das, dass Sie eigentlich doch zurück zum Fernsehen wollen? Oder zurück zu Ihren Wurzeln?
Lück: Gemeint ist eher die Suche nach sich selbst. Ich mache am liebsten das, was mir Spaß macht, mit einem gesunden Egoismus ausgestattet. Es gab Zeiten, da habe ich viel falsch gemacht, zuviel Verschiedenes auf einmal. Der Bühnen-Lück ist ein anderer Lück als der Fernseh-Lück, der, der auf der Bühne steht, hat eine ganz andere Verantwortung. Der muss mit den Zuschauern zusammen den Abend gestalten.
WZ: Rudi Carrell hat einmal gesagt, dass man einen guten Witz alle zehn Jahre wieder erzählen kann. Stimmen Sie dem zu oder muss man sich alle zehn Jahre neu erfinden?
Lück: Es gibt Leute, die sagen: "Lück, dein Rezept ist, dass du dich immer wieder neu erfindest. Andererseits: Ja, das ist ein Rezept, aber es ist nicht verlässlich.
WZ: Was ist Ihr Lieblingswitz?
Lück: Ich kann keine Witze behalten. Aber um auf Rudi Carrell zurückzukommen: Der war superkollegial. Nach manchen Gags hat er angerufen und gesagt: "Das musst du anders machen." Und wenn ich´s dann anders gemacht habe, hat er mich noch mal angerufen und gesagt: Siehst du, hat funktioniert!