Interview mit TV-Moderatorin Alrun Kopelke: „Gottesdienst ist auch Inszenierung“
Die TV-Moderatorin Alrun Kopelke will Pfarrerin werden. So unterschiedlich seien die Berufe gar nicht, sagt sie.
Frankfurt. Rund 16 Jahre lang hat Alrun Kopelke für den Hessischen Rundfunk (hr) gearbeitet, bekannt ist sie vor allem als Nachrichten-Moderatorin der „Hessenschau“. „Aus Neugierde und aus Lust am Weiter-Erzählen“ habe sie das getan, verrät Kopelke. Nun wendet sich die 42-Jährige von der Kamera ab — und der Kirche zu: Kopelke wird Pfarrerin. „Ein unglaublich vielseitiger Beruf“, sagt sie.
Frau Kopelke, Sie wechseln nicht nur die „Branche“, Sie werden auch ein „Lehrling“. Gab es einen bestimmten Moment, in dem Sie sich entschieden haben?
Alrun Kopelke: Nein, auf einen bestimmten Moment geht die Entscheidung nicht zurück, es war ein wachsendes Gefühl. Man fragt sich, wo will man beruflich hin, was will man noch erreichen, welche Ziele gibt es. Und ich habe es sehr geschätzt, in der Kirchengemeinde mitzuarbeiten. Wenn Sie dann noch merken, dass es anderen Menschen schwerfällt, Worte zu finden, um sich an Gott zu wenden, und Sie selbst haben damit kein Problem, dann festigt sich allmählich der Gedanke, daraus einen Beruf zu machen.
Sie können also in der Kirche auf Ihre Erfahrung aus dem Fernsehstudio zählen?
Kopelke: Ich denke schon. Zum einen habe ich keine Probleme, vor Menschen zu sprechen. Als Moderatorin überlege ich immer, wie ich ein Thema spannend verkaufen kann; neben der neuen Entwicklung baue ich dann auch auf Bekanntes. Als Theologin dagegen nehme ich seit langer Zeit Bekanntes und versuche es, für die heutige Zeit zu übersetzen. Insofern gibt es sicherlich einen Zusammenhang. Allerdings schaue ich im Fernsehstudio eher in ein schwarzes Loch, in die Kamera, während ich als Pfarrerin vor Menschen spreche und Reaktionen sehe.
Welche Aufgaben in Ihrem neuen Beruf ähneln Ihren bisherigen?
Kopelke: Ein guter Gottesdienst hat viel zu tun mit einer guten Inszenierung. Die Form muss sorgfältig gewählt sein und darf — ja, soll — auch je nach Besuchern unterschiedlich ausfallen. Da kann ich sicher auf berufliche Erfahrung zurückgreifen. Aber es geht im Pfarrberuf ja um weitaus mehr als um Gottesdienste. Menschen besuchen und ihnen zuhören, Sterbende begleiten, Menschen Mut zusprechen, das sind neue Aufgaben für mich. Davor habe ich großen Respekt.
Wann werden Sie erstmals einen Gottesdienst halten?
Kopelke: Ich bin zunächst Vikarin in Frankfurt-Nied; dort und im Theologischen Seminar Herborn werde ich 2,5 Jahre ausgebildet und am Ende geprüft. Es ist Teil der Ausbildung, dass ich in Nied auch Predigten halte und Gottesdienste gestalte. Nach Abschluss der Ausbildung folgt die Ordination, erst dann kann ich als Pfarrerin eine eigene Gemeinde betreuen.
Sie wirken so selbstsicher. Klingt, als wäre Pfarrerin wie ein Traumberuf für Sie?
Kopelke: Zu Beginn des Theologie-Studiums hatte ich durchaus große Zweifel, aber die Jahre der Ausbildung bringen einen Reifungsprozess in Gang. Und es ist ja nicht überraschend, dass sich die eigene Vorstellung vom Traumberuf mit der Zeit verändert. Vor 20 Jahren hat mich der Journalismus fasziniert, heute sind es der Glaube und die Kirche.