Japan schärft die Harpunen

Walfang-Kommission: Die Jahrestagung in Alaska droht im Eklat zu enden: Tokio will austreten, wenn es keine Genehmigung für den Walfang erhält. Das Gremium lehnt den Antrag ab.

<strong>Anchorage. Walzunge in Sojasoße, gedünsteter Waldarm mit Meerrettich oder rohes Walherz in Scheiben - in Tokios Szene-Stadtteil Sibuya wartet das Spezialitätenrestaurant "Kujiraya" mit einer solchen Speisekarte auf Gäste. Japan verteidigt die Waljagd als Tradition und gehört mit Norwegen und Island zu den hartnäckigsten Gegnern des seit 1986 bestehenden Walfangverbots. Schon zum Auftakt der Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) in Anchorage (Alaska) am Montagabend beschworen die Japaner einen handfesten Eklat herauf: Nach der Ablehnung eines japanischen Antrags auf Ausnahmegenehmigungen für vier Küstenorte, drohten die Japaner mit dem Austritt aus dem IWC.

Norwegen, Island und Japan bleiben trotz Nachfrage-Rückgang stur

Trotz des Moratoriums hat sich die Zahl der gejagten großen Wale seit der Fangsaison 2000/2001 von 1015 auf 1921 (2005/2006) fast verdoppelt, wie der World Wide Fund for Nature (WWF) festgehalten hat, der über alle von den IWC-Mitgliedern gejagten Großwale Buch führt.

Island und Norwegen fühlen sich wegen offiziell angemeldeter Vorbehalte nicht an das Moratorium gebunden. Japan nutzt ein Schlupfloch der Vereinbarung, die Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt. Teil der "wissenschaftlichen" japanischen Fangflotte ist allerdings ein Fabrikschiff, das nach Darstellung von Greenpeace handelsfertige Walfleischpackungen produziert.

Alle drei Länder halten aus Prinzip am Walfang fest, nicht etwa aus wirtschaftlichen Gründen. Tatsächlich ist die Jagd auf die Riesen der Meere meist ein schlechtes Geschäft. Norwegische Walfänger ließen im vergangenen Jahr die Fangquote von 1052 Zwergwalen zu mehr als einem Drittel ungenutzt, weil die große Entfernung zu den Fanggründen im Nordpolarmeer die Kosten in die Höhe treibt. Japan hat eigens eine Vermarktungsgesellschaft gegründet, die Walfleisch unter anderem Krankenhausküchen und Schulkantinen schmackhaft machen soll.

Dennoch will Japan den Walfang weiter ausdehnen. Das Land argumentiert seit langem, dass die IWC eine Walfang- und keine Walschutzorganisation sei, die nach ihrer Gründungscharta die Aufgabe habe, eine nachhaltige Nutzung der Bestände zu regulieren.

Japan zog gleich zu Beginn der IWC-Sitzung seine ursprünglichen Pläne, in diesem Jahr 50 Buckelwale zu "Forschungszwecken" zu töten, zurück. Im Gegenzug wurden Jagdgenehmigungen für vier Küstenorte gefordert. Diese Idee lehnt sich an die Sonderquoten für die Inuit und andere Polarvölker an, die solche Genehmigungen besitzen, da Wale für sie eine "unverzichtbare Nahrungsquelle" sind.

Das Lager der Walfang-Gegner, dem auch Deutschland angehört, lehnte den Antrag jedoch ab - im Gegenzug drohten die Japaner mit ihrem IWC-Ausstieg. Australiens Umweltminister Malcolm Turnbull verurteilte dies als "sehr provokativen Akt" und sah sogar die diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und Australien in Gefahr.

Im vergangenen Jahr hatte Japan überraschend eine knappe Mehrheit gegen das Moratorium organisiert. Der Walfang wurde dennoch nicht wieder aufgenommen, da dafür eine Dreiviertel-Mehrheit unter den 75 Mitgliedern nötig wäre. Japan strebt deshalb nun eine Änderung der Geschäftsordnung an, damit künftig die absolute Mehrheit reicht.

WWF-Zahlen: Seit Beginn des Moratoriums 1986 führt die Umweltstiftung WWF Buch über die von IWC-Mitgliedern gejagten Wale. Norwegen und Island erkennen das Fangverbot nicht an, Japan jagt angeblich zu Forschungszwecken. Nicht aufgelistet sind die von grönländischen Ureinwohnern gefangenen oder versehentlich getöteten Wale.

Japan: 13 476 Zwergwale, 929 Brydewale, 424 Pottwale, 291 Seiwale, 10 Finnwale.

Norwegen: 7187 Zwergwale, 46 Seiwale.

Island: 292 Finnwale, 101 Zwergwale, 70 Seiwale.