Jaroslaw Kaczynski: Der Bruder

Der 61-Jährige ist dicht dran, das politische Erbe seines tödlich verunglückten Zwillingsbruders Lech anzutreten.

Jaroslaw Kaczynski hat noch nicht verloren. Jeder dritte Wähler machte am Sonntag bei der Präsidentschaftswahl in Polen sein Kreuz hinter dem Namen des 61-Jährigen und sprach sich damit dafür aus, dass er das politische Erbe seines tödlich verunglückten Zwillingsbruders Lech antreten darf. Nur etwas mehr als vier Prozentpunkte lag er im ersten Durchgang hinter dem Favoriten, dem liberalen Übergangspräsidenten Bronislaw Komorowski, der auf rund 41Prozent der Stimmen kam.

Im Wahlkampf um das höchste Amt im Staate, der in zwei Wochen in einer Stichwahl entschieden wird, versucht Kaczynski vor allem eins: Sein Image als spaltender Scharfmacher abzuschütteln. Kaum ein anderer Politiker im heutigen Polen weckt so heftige Emotionen bei Anhängern und Gegnern wie der erzkonservative Oppositionschef.

Sein eigenes Lager bewundert seinen scharfen Verstand und seine unnachgiebige Haltung. Seine Gegner aus dem liberalen und sozialdemokratischen Lager verabscheuen den kleinen Mann mit dem runden Gesicht so sehr, dass sie ihn früher gelegentlich sogar mit Stalin verglichen.