Jeanne Moreau: „Die Rollen bewohnen mich“
80. Geburtstag: Nicht nur als Femme fatale hat Jeanne Moreau Filmgeschichte geschrieben. Sie beherrschte alle Rollen.
Paris. Wenn die Schauspielerin Jeanne Moreau vor der Kamera steht, dann gibt der Star mit der heiseren Stimme alles: Körper, Gedanken und Gefühle. "Die Rollen bewohnen mich", erklärte Moreau den Erfolg ihrer einzigartigen Karriere. In mehr als 50 Jahren hat die Französin gut 125Filme gedreht. Werke, die in die Kinogeschichte eingegangen sind.
Zuletzt, im Jahr 2005, war Moreau in François Ozons "Die Zeit die bleibt" auf der Leinwand zu sehen - sie agierte mit Hingabe wie immer, aber mehr Reife. Jetzt erst, so die "große Dame" des europäischen Kinos, sei sie ausgereift. Heute wird Jeanne Moreau 80 Jahre alt.
Wenn Moreau spielt, dann handelt sie aus einer Art Instinkt heraus. "Wer sein Leben der Kunst widmet, legt alles in sie hinein", sagt die Schauspielerin mit den unverwechselbar nach unten gezogenen Mundwinkeln. Joseph Losey nannte ihre Verwandlungsfähigkeit "ein Wunder". Der Regisseur drehte mit ihr "Eva". In dem Film verkörpert Moreau eine sexuell hörige Frau.
Entsprechend ihrer Vielseitigkeit gilt Moreau als melancholisch, unnahbar, verführerisch, unabhängig, lebensfroh, verletzlich, gerissen oder heimtückisch - je nach Film und Drehbuch. Das Klischee der Femme fatale, von der Truffaut sagte, sie habe alle Attribute einer Frau und auch alle Vorzüge eines Mannes, hing jahrzehntelang an ihr. So spielte Moreau für Louis Malle, Luis Buñuel, Roger Vadim, Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders, Peter Brook und Orson Welles die starke, unabhängige und verführerische Frau.
Der Blick auf die Frauen habe der Emanzipationsromantik der 60er Jahre entsprochen. Moreau hält sich nicht für eine Feministin. "Ich bin unabhängig, aber nicht frei. Niemand ist frei. Es gibt Gesetze, und wir gehorchen unserem Gesetz. Aber die damaligen Abtreibungsgesetze waren ein Skandal. Frauen starben an den Folgen illegaler Eingriffe. Ich hätte selbst zum Opfer werden können, ich hatte zwei Abtreibungen hinter mir", sagte Moreau.
1957 "Fahrstuhl zum Schafott": Mit diesem Krimi gelingt Moreau der internationale Durchbruch. Darin plant sie mit ihrem Liebhaber den perfekten Mord an ihrem Ehemann.
1961 Mit "Jules und Jim" feiert die Aktrice einen ihrer größten Erfolge. In dieser Dreiecksgeschichte verlieben sich zwei Freunde in dieselbe Frau.
1964 In "Tagebuch einer Kammerzofe" spielt Moreau eine Bedienstete, die in ein herrschaftliches Haus kommt und entsetzt über die höchst unmoralischen Verhältnisse ist.
2005 "Die Zeit die bleibt": Moreau spielt die Großmutter eines krebskranken jungen Mannes, dem nur noch wenige Wochen zu leben bleiben.