Jenseits von „lecker“: Tester prüfen Qualität von Tiefkühlkost
Offenburg (dpa) - „Ein 'lecker' werden Sie nie hören“, sagt Regina Hübner von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) vorneweg. Denn bei der DLG-Qualitätsprüfung auf dem Offenburger Messegelände soll es um objektive Urteile gehen.
„Und Geschmäcker sind halt verschieden“, räumt Hübner ein.
Stattdessen prüfen unabhängige und ehrenamtliche Experten Tiefkühlprodukte wie Nasi Goreng oder Königsberger Klopse anhand eines festgelegten Kriterienkatalogs. Sie bewerten Aussehen, Geruch, Beschaffenheit und andere Eigenschaften. Auch den Geschmack - aber eben nur nach objektiven Werten.
Die Prüfung ist mit großem Aufwand verbunden: Alle der 3200 Produkte sind „verkehrsfähig“, also im Supermarkt zu kaufen, und stammen aus der Produktion von über 200 Herstellern. Per Express-Sendung kommen die Lebensmittel nach Offenburg, wo sie in Tiefkühlcontainern lagern, bis sie für den Test in der mobilen Großküche zubereitet werden: Im Akkord schiebt das Personal Pizzen in die Öfen, frittiert, gart und tischt den Experten die Proben auf.
Für vier bis fünf Stunden am Tag testen die Experten etwa zwei Dutzend Produkte durch. Die Probekoster in den weißen Kitteln müssen zwischendurch einen Schluck Wasser zu sich nehmen, um den Geschmack zu neutralisieren. Bei scharfen Produkten greifen sie dafür auch mal zu einem Löffel Mascarpone. „Vor allem muss man gut gefrühstückt haben, damit der Hunger das Urteil nicht trübt“, erklärt eine Testerin.
Von den Waren, die prämiert werden, erreichen die meisten erfahrungsgemäß Silber, und jeweils 20 Prozent Gold und Bronze. Die DLG veröffentlicht ihre Ergebnisse im Internet. Dort landen aber nur die Hersteller, die positiv abschneiden.
Einige Hersteller, die nicht mit Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet werden, bekommen noch Qualitätstipps. Immerhin zahlen die Produzenten für jeden Test rund 200 Euro.
Mit dem Siegel erhielten die Händler und Verbraucher ein verlässliches Qualitätsurteil, meint Regina Hübner von der DLG. Und die Hersteller können sich freiwillig und unabhängig mit der Konkurrenz vergleichen, um zu sehen, wo ihre Produkte im Markt stehen.
Die wissenschaftliche Leiterin der Qualitätsprüfung, Ingrid Seuß-Baum, beobachtet seit einigen Jahren bestimmte Trends bei der Tiefkühlkost. Gefragt sind „Clean label“-Produkte, die ohne künstliche Zusatzstoffe auskommen. Auch Lebensmittel, die schnell und ohne großen Aufwand zubereitet werden können, sind beliebt. Zeitersparnis sei immer noch ein entscheidender Punkt, weshalb der Verbraucher in die Tiefkühltruhe greift. Und der demografische Wandel macht sich in kleineren Portionspackungen bemerkbar.