Joana Zimmer: „Meine Lieblingsfarbe ist Pink“
Die blinde Sängerin Joana Zimmer arbeitet zielstrebig an einer Weltkarriere: „Es ist nicht entscheidend, ob ich gucken kann oder nicht.“
Berlin. Neulich hat ein Fan Joana Zimmer nach ihrer Lieblingsfarbe gefragt. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, doch die 25-jährige Popsängerin ist von Geburt an blind. Eine Antwort hatte sie trotzdem parat. "Damals war Blau meine Lieblingsfarbe. Das hat sich mittlerweile geändert, jetzt stehe ich auf Pink. Ich mag kräftige Farben."
Wie Pink aussieht, hat sich Zimmer von Freunden umschreiben lassen, die ihr auch sonst den Teil der Welt erklären, den sie nicht sehen kann. "Ich weiß genau, was ich will, wenn ich einkaufen gehe. Auch beim Motiv für das Cover der neuen CD habe ich mich durchgesetzt." Sie habe beim Foto-Shooting ein genaues Gespür, wie das Bild später aussehen werde.
Diese Erfahrung hat sie in ihrer Zeit als Model gemacht. "Ich hatte damals mein ganzes Geld ausgegeben, um meine erste CD aufzunehmen. Für ein gutes Foto von mir hat es nicht mehr gereicht. Da wurde ich von einem Modefotografen angesprochen", erinnert sich Zimmer. Ursprünglich wollte die gebürtige Freiburgerin ja Rennfahrerin werden, da war sie allerdings erst acht Jahre alt. Solche Wünsche und Träume haben ihr die Eltern auch nie ausgeredet.
Das blieb auch so, als sich das Berufsziel auf die Musik verlagerte. Bis heute möchte Joana Zimmer den Menschen mit ihren Liedern eine Geschichte erzählen - und damit Weltkarriere machen. Dass ihr Fanradius mittlerweile bis China reicht, merkt sie an ihrem Gästebuch im Internet.
Die Kraft für ihre Geradlinigkeit zieht Zimmer aus ihrem Freundeskreis und der Familie, die sie schon früh zur Selbstständigkeit erzogen hat. "Im Musikgeschäft muss man aufpassen und darf nicht jeden zu nah an sich heranlassen. Aber ich habe einen sehr guten Instinkt für Menschen."
Dass sie nicht sehen kann, hat ihr den Weg nach oben nicht erschwert. "Für jeden ist dieses Geschäft hart, da muss man Talent haben und sich durchsetzen können. Ob ich gucken kann oder nicht, ist nicht entscheidend. Das ist mehr eine Frage der persönlichen Einstellung."
Täglich arbeitet die Musikerin bis zu drei Stunden an ihrer Stimme: "Man muss sich anstrengen, wenn man etwas erreichen will. Das hat sich nach dem dritten Album nicht verändert."
Ebenso wichtig ist ihr die Fähigkeit zur Selbstkritik: "Eigene Lieder zu singen, ist mein großes Ziel. Aber wenn ich Songs von anderen Leuten angeboten bekomme und höre, dass die besser sind, weiß ich, dass ich mich noch etwas gedulden muss."
Um die Bühnenshow einzustudieren, greift Zimmer auf ihr erfahrenes Team zurück. "Auch ein Künstler, der nicht blind ist, kann seine Show nicht direkt sehen und ist genau wie ich auf die Reaktion des Publikums und seines Umfelds angewiesen. Da braucht man gute Berater und die eigene Intuition."
Den Ausgleich zum harten Musikgeschäft findet die Sängerin beim Sport. Vor drei Jahren trat sie zu ihrem ersten Marathon an. "Ich wollte einfach an meine Grenzen gehen und wissen, was mein Körper leisten kann."
Zum täglichen Programm der Berlinerin gehört neben dem Laufen auch Krafttraining, Power-Yoga und vor allem Schwimmen. "Ich verzichte gerne darauf, bis morgens um 3 Uhr in irgendwelchen Bars rumzuhängen, wenn ich dafür morgens früh schwimmen gehen kann."