Johnny Depp wird 50
Johnny Depp wird am Sonntag 50. Pirat, Hutmacher, Mann mit Scherenhänden — der Schauspieler liebt es außergewöhnlich.
Düsseldorf. Über seine Rolle als Undercover-Polizist Tom Hanson redet Johnny Depp nicht gern. Zwar gab die Serie „21, Jump Street“ seiner Karriere 1987 den entscheidenden Schub, doch für den Charakterdarsteller war es rückblickend „der dümmste Job“, den er je gemacht hat. Ohne Tom Hanson mit seinen Ohrringen, Goldkettchen und Tattoos hätte es der Schauspieler aber vielleicht nie vom ländlichen Kentucky nach Hollywood geschafft. Morgen feiert Johnny Depp seinen 50. Geburtstag.
Mit seinen Eltern und drei Geschwistern zog Depp als Kind oft um. Mit 15 schmiss er die Schule — nicht, um Schauspieler zu werden. Er wollte als Musiker durchstarten. Seine Band The Kids trat unter anderem als Vorgruppe von Iggy Pop oder The Pretenders auf. Immer dabei: Drogen und Alkohol.
Im Alter von 20 Jahren heiratete Depp die Künstlerin Lori Anderson. Sie stellte ihn Nicolas Cage vor. Der schon damals erfolgreiche Schauspieler fand den Jungen mit der Elvis-Tolle sympathisch und vermittelte ihm kleine Komparsen-Rollen. So spielte Depp öfter mal das Opfer im Horrorfilm. Auftrittsdauer im Schnitt: zwei Minuten.
Heute unvorstellbar. Der 50-Jährige gehört zu den bestbezahlten Schauspielern der Welt. Erst vor kurzem lehnte er die Rolle des berüchtigten früheren Mafioso Whitey Bulger ab. Die Produzenten des Films konnten ihm seine übliche Gage von 20 Millionen Dollar nicht zahlen. Und mit der Hälfte wollte er sich nicht zufriedengeben. Der Mann, der sonst stets betonte, ihm komme es bei der Wahl seiner Rollen nur auf starke Charaktere im Drehbuch an, scheint seine Meinung geändert zu haben. Ein Rebell ist er nur, wenn die Gage stimmt.
Übernimmt er allerdings eine Rolle, drückt Depp ihr seinen eigenen Stempel auf. Kleine Marotten, die den Zuschauer schmunzeln lassen. Als Captain Jack Sparrow torkelte er unvergessen durch „Fluch der Karibik“, als Hutmacher mit viel zu großen Augen führte er Alice durchs Wunderland, und als kauziger Fabrikant Willy Wonka leitete er eine Schokoladenfabrik. Perfekte Unterhaltung, wenig Tiefgang, volle Kassen.
Immerhin brachte seine Vorstellung als Pirat Jack Sparrow Depp auch seine erste Oscar-Nominierung ein. Weitere folgten für die Peter-Pan-Geschichte „Wenn Träume fliegen lernen“ und „Sweeney Todd“. Bislang blieb es allerdings bei der Nominierung — einen Oscar hat er noch nicht gewonnen.
Depp ohne dickes Make-up und ohne exotische Kostüme — das gab es in den vergangenen Jahren auf der Leinwand nur selten. In Regisseur Tim Burton, mit dem er mittlerweile sieben Filme drehte, fand er einen Exzentriker auf Augenhöhe. Nach „Edward mit den Scherenhänden“ (1990) verbindet die beiden eine Liebe zum Fantasy-Genre. Im August kommt der Verwandlungskünstler in Gore Verbinskis Western „The Lone Ranger“ als Indianer Tonto in die deutschen Kinos. Fehlbesetzt? Nein, immerhin ist Johnny Depp Urenkel eines Cherokee-Indianers.