Tom Gerhardt als Depp vom Dienst

Komödie „Ketten der Liebe“ — durchwachsene Premiere im Theater an der Kö

Foto: Dennis Häntzschel

Tom Gerhardt scheint ihn gefunden zu haben— den Nachfolger für seinen Hausmeister Krause. Und zwar in Gestalt von Mathias Bommes, der bereits als verqueres Muttersöhnchen und Spinner vom Dienst vor drei Jahren Furore machte — in „Dinner für Spinner“ im Theater an der Kö. An demselben Platz tummelt sich Bommes nun als Super-Fan eines Rocksängers. Und stellt in knapp zwei Stunden die Welt des Schnulzenkönigs Andy Roth auf den Kopf. Dabei sägt Bommes, alias Gerhardt, ganz schön an den Nerven und an den „Ketten der Liebe“. So der Titel eines skurrilen Comedy-Spektakels, das jetzt im Theater an der Kö aus der Taufe gehoben wurde.

Der Jubel war groß; besonders bei der großen Schar von Tom- Gerhardt-Fans aus Köln, die sich amüsierte, sobald ihr Star gutgemeinte Ratschläge gibt. Und sich dabei in Gespinsten von Slapsticks und nahezu grotesken Situationen verheddert. Die gute Nachricht für Hausmeister-Krause-Fans: Er ist wieder da. Für einen Kurzauftritt zumindest verlässt Hauptdarsteller Tom Gerhardt die Bommes-Rolle und schlüpft in die braune Hausmeisterkluft, samt Kittel und Kappe. Der Anlass: Er wird gerufen, um die „Ketten der Liebe“, die Andy Roth und den weiblichen Jung-Fan Jessy vereinen, zu zersägen. Denn durch ein Missgeschick kommen sie nicht mehr voneinander los. Der Ultra-Trottel Bommes wollte dem unfreiwilligen Duo zwar aus der Klemme helfen, hat dabei aber den Schlüssel verschluckt. Und ruft den Hausmeister, den Tom Gerhardt natürlich auch spielt.

Die weniger gute Nachricht für Freunde des Boulevards: Hier geht’s weniger um raffiniert gebaute Dialoge und süffisant gediegene Ironie. Sondern um eine Tom-Gerhardt-Show mit möglichst viel Klamauk. Inszeniert von Tausendsassa René Heinersdorff, der, wie fast üblich, am Premierenabend nicht erschien, da er selber als Schauspieler in Karlsruhe auftrat. Doch selbst der pointensüchtige Heinersdoff kann hier wenig machen. Er verleiht dem Ganzen zwar mächtig Tempo und serviert manche typengerechten Dialog-Duelle. Die Verfasser, Tom Gerhardt und Franz Krause (Namensgeber des Hausmeisters), sind aber keine Hollywood-Meister wie die Autoren der Screwball-Komödie „Dinner für Spinner“. Gerhardt und Krause wollten mit „Ketten der Liebe“ zwar eine Fortsetzung vorlegen, haben aber zu wenig Stoff, der 100 Minuten tragen könnte. Daher setzen sie auf extrem geschnitzte Karikaturen, die kaum Überraschungen parat haben. Die Show lebt von den Auftritten des Superfans Mathias Bommes, den Tom Gerhardt als traurigen Clown spielt. Er macht sich zum Depp vom Dienst und unbeholfenen Tollpatsch in Turnschuhen und Bermudashorts: Zug um Zug zerlegt er das Leben seines von ihm fanatisch verehrten Stars Andy. Schauspielerisch überzeugt Tom Gerhardt mehr als durch seine Autorenschaft. Auch seine Mitspieler (Armin Riahi, Swantje Riechers und Sonja Kerskes) erzeugen Lacher, fungieren jedoch überwiegend als Karikaturen und Stichwortgeber.