Jutta Speidel: „Mut ist mein Lebensthema“

Die Schauspielerin Jutta Speidel spricht im Interview über ihr Leben mit einem Werbestar und ihre Rolle als Powerfrau vom Dienst.

Frau Speidel, in Ihrem neuen Film "Alle meine Lieben" sind Sie an der Seite Ihres Lebensgefährten Bruno Maccallini zu sehen, der in Deutschland als Reklamefigur für Kaffee bekannt wurde. Wie oft müssen Sie sich den Satz "Isch ’abe gar kein Auto" anhören?

Speidel: Ich weniger, aber Bruno permanent. Wenn er durch eine Fußgängerzone läuft, rufen innerhalb von einer Stunde mindestens zehn Leute: "Isch ’abe gar kein Auto!" Da könnte man natürlich sagen, dass das nervt. Aber wir nehmen das positiv. Schließlich reagieren die Leute ja sehr nett, und es ist doch toll, dass sie Bruno nach zehn Jahren immer noch so in ihrem Herzen haben.

Speidel: Das war ja so süß: Als ich die Leute von der Produktion gefragt habe, wer die Rolle des Michele spielen soll, haben die so rumgedruckst. Als ich dann meinte, dass ich ja nicht aufdringlich sein wolle, aber dass das doch nach Bruno schreit, waren sie ganz glücklich und haben ihm die Rolle gegeben.

Speidel: Mut ist grundsätzlich mein Lebensthema. Solche Rollen wie die Sonja werden mir ja nicht umsonst angeboten. Vielleicht bin ich eine Schauspielerin, bei der die Menschen sich sagen: Die traut sich was, die kann ich mir zum Vorbild nehmen. Bruno und ich haben ja auch gerade ein Buch darüber geschrieben, wie wir über die Alpen geradelt sind. Das war auch eine mutige Sache, denn wir sind ja nicht so die Fahrradcracks. Alte Schemas aufbrechen - darum geht es mir.

Speidel: Damals bin ich nicht zuletzt beim Sender und der Produktion auf großes Unverständnis gestoßen. Aber wenn ich merke, dass ich mich im Kreis drehe, muss ich mich verändern. Als wir mit der Serie angefangen haben, waren wir gar nicht konservativ. Aber dann haben wir uns nur noch wiederholt, und da wollte ich nicht mehr dabei sein.

Speidel: Ja, ich werde so eine Langzeitserie nicht mehr machen, weil es auch wahnsinnig viel Kraft kostet und du sehr viele andere Angebote absagen musst. Und wenn ich mir die deutschen Serien anschaue, die langweilen mich alle enorm. Sie haben alle mehr oder weniger ein Strickmuster, das ist doch überholt - da sind amerikanische Serien wie "Dr. House" ganz anders gemacht. Ich will aber nicht undankbar sein, denn die Serien waren für mich in meinem Leben sehr wertvoll. Immerhin habe ich meine beiden Töchter großziehen können, während ich "Alle meine Töchter" und "Forsthaus Falkenau" gedreht habe - da konnte ich abends nach Hause gehen.

Speidel: Wahnsinn, gell? Aber eigentlich zählt das ja gar nicht, damals hatte ich von Tuten und Blasen keine Ahnung. Weil ich meine Laufbahn mit Paukerfilmen angefangen habe, ist es mir nicht gelungen, bei den Regisseuren zu landen, die damals die wirklich wichtigen Kinofilme gemacht haben - Fassbinder, Wenders, Herzog, Kluge oder Schlöndorff. Das habe ich immer sehr bedauert.