Kältester März seit Jahrzehnten: Ostereiersuche im Schnee
Offenbach/Berlin (dpa) - Deutschland erlebt den kältesten März seit Jahrzehnten - in manchen Regionen sogar den kältesten seit 130 Jahren.
Im Osten und Norden seien Rekorde bei Temperaturen und Schneemengen gepurzelt, nur der Süden und die Mitte hätten zeitweise einen Hauch Frühling gehabt, berichtete der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Donnerstag in einer vorläufigen Monatsbilanz. Nach dem trübsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen war der März immerhin überdurchschnittlich sonnig. Ein schwacher Trost, denn an Ostern bleibt es eisig, Neuschnee ist angesagt. Auch danach ist wenig Aussicht auf Besserung.
„Die Wettermodelle zeigen derzeit bis zum Ende der ersten Aprilwoche keine grundlegende Umstellung der Großwetterlage“, sagte Christian Herold vom DWD. Nachts herrsche fast durchweg Frost, tagsüber höchstens einstellige Plusgrade. Der schönste Tag werde der Ostermontag. Am schlechtesten ist das Wetter am Karfreitag. Auch am Samstag und Sonntag muss überall mit Schneeschauern gerechnet werden.
Berlin liegt seit dem 10. März unter einer Schneedecke, die gegen Ende des Monats 20 Zentimeter dick war. „Das hat es im letzten Märzdrittel dort seit 1892 nicht mehr gegeben“, sagte DWD-Sprecher Gerhard Lux. Der Hamburger Flughafen meldete am 12. März mit 28 Zentimeter Schnee einen März-Rekord.
Dabei hatte der Monat vielversprechend begonnen: Am Flughafen Düsseldorf wurden am 6. März mit 20,2 Grad fast sommerliche Verhältnisse gemeldet - sieben Tage später war es dort mit minus 11,9 Grad bitterkalt. Und auch sonst sausten die Temperaturen nach den ersten milden Tagen in den Keller - und blieben dort.
Unter dem Strich war es nach den DWD-Berechnungen 3,3 Grad kälter als im langjährigen Mittel der Jahre 1961 bis 1990. In Sachsen-Anhalt war es fast fünf Grad zu kalt, in Baden-Württemberg beträgt die Differenz weniger als zwei Grad. Für Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin ermittelten die Meteorologen Durchschnittstemperaturen, die ganz dicht am bisherigen März-Kälterekord aus dem Jahr 1883 liegen.
Wer zu Ostern vor dem Winter fliehen will, könnte im Stau enden. Der ADAC rechnete am Karfreitag mit zahlreichen Staus. Betroffen seien vor allem die Autobahnen Richtung Süden, weil noch Skifahrer in Richtung Berge unterwegs seien. Der ein oder andere reise aber auch an die Küsten, so dass auch Richtung Norden mit Problemen zu rechnen sei.
Auch wenn die Autobahnen relativ frei von Schnee und Eis seien, sei das Winterwetter für die Lage auf den Straßen alles andere als zuträglich, sagte ADAC-Sprecher Otto Saalmann: „Wenn es glatt ist und schneit, wird die Situation auf den Straßen natürlich verschärft.“
Auch bei der Bahn könnte es länger dauern. Baustellen behindern den Verkehr an Ostern. Die Reisewelle, beginnend am Donnerstag, soll dann aber schon vorüber sein. Am Osterwochenende baut die Bahn an mehr als 200 Stellen ihres Schienennetzes. Die Reisezeiten können sich verlängern oder Züge ausfallen. Einige Züge müssten auch umgeleitet werden und hielten nicht an den gewohnten Bahnhöfen, so eine Sprecherin.
Auch im Ausland macht das Wetter Probleme. Nach den Rekordschneefällen droht der ukrainischen Hauptstadt Kiew Hochwasser. Der Wasserstand des Dnjepr, der durch die Millionenmetropole fließt, wird Schätzungen zufolge um bis zu 2,60 Meter steigen. In Moskau warnten Meteorologen wegen Tauwetters vor herabstürzenden Eiszapfen und Dachlawinen.
Im Norden Großbritanniens kämpfen die Menschen weiter mit dem harten Winter. In Nordirland wollte die Regionalregierung über Hilfe für Bauern beraten, deren Tiere in den Schneemassen umkamen.