Tiere Känguru im Kopfkissen - Jungtier wächst in Ersatzbeutel auf

Eigentlich müsste Muffin im Beutel ihrer Mutter sitzen. Doch das Kängurukind plumpst versehentlich heraus. Da müssen die Tierpfleger im Zoo improvisieren.

Foto: Grit Lichblau

Köthen (dpa) - Schüchtern blickt das kleine Kängurukind mit seinen Knopfaugen aus dem Beutel. Neun Wochen ist das kleine Weibchen Muffin alt. Doch der Beutel ist aus Stoff. Und er hängt nicht an einem Känguru, sondern an einer wärmenden Heizung. Muffin ist nach einem Sturz aus Mamas Beutel zwangsweise in einen Kissenbezug umgezogen. Das war vor einer Woche im Tierpark in Köthen in Sachsen-Anhalt, wie Zoo-Chef Michael Engelmann berichtet. Seitdem wird Muffin mit Milch aus der Flasche aufgezogen und von den Pflegern betreut.

Mehrfach habe das Kleine versucht, wieder in Mamas Beutel zu kommen. „Doch sie ist selbst erst ein Jahr alt und unerfahren und fand das unangenehm“, schildert Engelmann. Die Mutter, die bisher keinen Namen bekam, hüpfte immer weg. Vier Känguru-Damen und zwei Männchen leben in Köthen. Einer heißt „Krümel“, eine „Butter“, eines „Keks“. „Da fanden wir den Namen Muffin passend“.

Dazu gibt es drei weitere Jungtiere, allerdings in den Beuteln ihrer Mütter. Es sei relativ ungewöhnlich, dass die Tiere aus den Beuteln fielen, sagt Engelmann. Normalerweise krabbelten sie frühestens mit zwölf Wochen freiwillig raus. Bis sie sechs Monate alt sind, kehren sie immer wieder dorthin zurück. Muffin muss nach ihrem unfreiwilligen Sturz aus dem Beutel mit dem Stoffersatz vorliebnehmen. Zuvor hatte MDR Sachsen-Anhalt darüber berichtet.

Muffin ist aber nicht die einzige. Im Duisburger Zoo zog eine Pflegerin im Herbst vorigen Jahres das Känguru Lucy mit der Hand auf - und trug es in einem selbstgehäkelten blauen Beutel herum. Lucys Mutter war gestorben, und die 29-Jährige hatte das verfrorene Baby gefunden. Die Duisburger fütterten Lucy mit Kängurumilch aus Australien.

„Die kann man einfliegen lassen, aber Welpenmilch für Katzen und Hunde ist auch ein guter Ersatz“, sagt Engelmann, der Zoo-Chef aus Köthen. Wenn die Jungtiere die Umstellung vertrügen, sei es für Menschen relativ einfach, die Tiere mit der Hand aufzuziehen. „Muffin hat anfangs schlecht getrunken. Doch inzwischen nimmt sie zu, wiegt jetzt 620 Gramm.“ Derzeit sei alles bestens. Muffin habe sich mit dem Ersatzbeutel arrangiert. Zum Glück, denn: „Mama überlegt sich das nicht mehr anders“, sagt Engelmann und lacht. „Sie wird stattdessen sicherlich bald ein Geschwisterchen für Muffin im Beutel haben.“