Karlsruher Bluttat: Woher kamen die Waffen?
Karlsruhe (dpa) - Einen Tag nach dem Geiseldrama mit fünf Toten in Karlsruhe steht die Stadt noch unter Schock - wie konnte das passieren, und woher hatte der Täter die Waffen? Von einer Auswertung der Spuren am Tatort erhoffen sich die Beamten Aufschluss zur Herkunft der Waffen.
Zudem gehen sie Zeugenaussagen nach, wonach schon am Vorabend Schüsse in der Wohnung gefallen sein sollen. Die Beamten schließen nicht aus, dass die Freundin des Täters schon vor der Geiselnahme von diesem erschossen wurde. Klarheit soll eine Obduktion an diesem Freitag bringen. „Denkbar ist, dass er vor den Scherben seines Lebens gestanden ist“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag zu den Motiven des Täters.
Ein 53-Jähriger hatte am Mittwoch bei einer Zwangsräumung der Wohnung seiner Freundin den Gerichtsvollzieher, einen Mitarbeiter des Schlüsseldienstes und den neuen Wohnungseigentümer erschossen. Die Freundin wurde mit einem Brustschuss tot im Bett gefunden. Am Ende erschoss sich der Täter selbst.
Der Elsässer hatte nach Angaben der Polizei schon seit Jahren mit der 55-Jährigen in deren Wohnung gelebt. Beide waren arbeitslos. Die Frau war mit den Zahlungen an die Hausgemeinschaft im Rückstand. Im April war die Wohnung zwangsversteigert worden. Die 55-Jährige sollte in eine Übergangsunterkunft der Stadt ziehen. „Von dem Mann wussten wir nichts“, sagte ein Stadtsprecher. Er war nicht offiziell gemeldet.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann die Geiselnahme und die Ermordung seiner Opfer lange zuvor geplant hat. Er war nicht wegen Gewaltdelikten vorbestraft, vor Jahren hatte er aber einen Ladendiebstahl verübt, bei dem er ein Messer dabei hatte.
Der Geiselnehmer hatte ein Schrotgewehr, ein Gewehr mit langem Magazin, zwei Pistolen und eine Übungshandgranate. Die Fahnder wollen mit Hilfe der deutsch-französischen Polizeistelle in Kehl herausfinden, woher er die Waffen hatte und ob er möglicherweise eine französische Waffenerlaubnis hatte.
In der Stadt herrscht derweil Fassungslosigkeit und Trauer. Der getötete Gerichtsvollzieher war ebenso Familienvater wie der Schlosser, der eine schwangere Frau hinterlässt.
Der Staatsanwaltschaft zufolge konnte der Gerichtsvollzieher „zu keinem Zeitpunkt“ mit dem schlimmen Verlauf rechnen. Er hatte einen Sozialarbeiter dabei, der als einziger die Tragödie überlebte. Der Geiselnehmer hatte ihn nach einer Stunde freigelassen.