Karte zu Flug MH370: Flog die Maschine gezielt nach Westen?
Kuala Lumpur/Neu Delhi (dpa) - Kein Signal von MH370 - so hieß es über Tage. Nun verlagert sich die Suche plötzlich weit nach Westen. Über die Hintergründe schweigen sich Regierungen und Militärexperten aus.
Die Spekulationen um die verschollene Boeing 777-200 mit 239 Menschen an Bord dürfte das weiter anheizen.
Das indische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Freitag eine Karte, auf der die Flugroute an der Stelle des letzten Radarkontakts um etwa 90 Grad abknickt. Demnach könnte die Boeing 777-200 mit 239 Menschen an Bord entlang der Grenze von Malaysia und Thailand bis über den Indischen Ozean geflogen sein. Als Suchgebiet ist eine Region nahe der Inselgruppe der Andamanen und Nikobaren eingezeichnet.
Angaben dazu, warum ein Weiterflug der Maschine nach dem Verschwinden vom Radar und speziell diese Flugroute für möglich erachtet wird, wurden in der Mitteilung nicht gemacht. Das „Wall Street Journal“ hatte zuvor unter Berufung auf Experten berichtet, dass das Flugzeug nach dem Verschwinden vom Radar noch fünf Stunden lang Signale sendete. Malaysische Satelliten hätten die „Pings“ empfangen - was von der Regierung in Kuala Lumpur jedoch nicht bestätigt wurde.
Dem Zeitungsbericht zufolge ließen die Signale auf Flughöhe und Geschwindigkeit der Maschine schließen. Der letzte „Ping“ sei aus normaler Flughöhe über dem Meer gesendet worden. Warum die Datenübertragung dann stoppte, sei unklar. Einem Fachmann zufolge könne jemand an Bord die Übertragung gestoppt haben, so die Spekulation des „Wall Street Journal“.
Sowohl die indische Marine als auch die US-Helfer verlagerten ihre Suche in den Indischen Ozean Hunderte Kilometer westlich der ursprünglichen Flugroute von MH370. Die Ermittler hätten neue Informationen erhalten, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Details nannte er nicht.
Das Kommando der US-Pazifikflotte verlegte den Zerstörer „USS Kidd“ vom Südchinesischen Meer - wo die Absturzstelle zunächst vermutet worden war - in das neue Suchgebiet. Auch ein Flugzeug werde sich dort beteiligen, hieß es vom US-Militär.
Das indische Verteidigungsministerium gab an, zwei Transportflugzeuge, einen Helikopter und drei Schiffe einzusetzen. Außerdem fahre die Küstenwache die Ufer des abgelegenen Touristenziels ab.
Die Malaysier, die die Suche koordinieren, hätten zudem um eine weitere Suchaktion gebeten, heißt es in der Erklärung. Dabei geht es um ein Gebiet noch einmal weitere 900 Kilometer westlich der Andamanen, mitten im Golf von Bengalen. Dort solle ein Korridor von 600 Kilometer Länge und 15 Kilometer Breite abgesucht werden. Auch hierzu wurden keine Details genannt.
Der Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus hat unterdessen fünf Satelliten auf die Beobachtung der möglichen Absturzzonen programmiert. Die erstellten Fotos und Radarbilder würden von Experten ausgewertet und den Behörden zur Verfügung gestellt, teilte das Unternehmen mit. Zwei der Späher können demnach einen 50 Zentimeter großen Gegenstand auf der Meeresoberfläche erfassen, ein anderer eigne sich zur Identifizierung von Treibstoffspuren im Wasser.
Die malaysische Regierung betonte nach wachsender Kritik an ihrem Krisenmanagement die enge Kooperation mit den US-Ermittlern: „Wir arbeiten eng mit dem US-Team zusammen, das uns hier in Kuala Lumpur seit Sonntag mit der Untersuchung hilft“, teilte das Transportministerium mit. „Wir üblich wird das Untersuchungsteam keine Information veröffentlichen, bevor sie nicht geprüft und untermauert ist.“
In einer beispiellosen internationalen Suchaktion sind Dutzende Flugzeuge und Schiffe seit vergangenem Samstag im Einsatz, um das Malaysia-Airlines-Flugzeug zu finden. Um das Verschwinden ranken sich inzwischen etliche Spekulationen, die von einem terroristischen Anschlag bis zur Alien-Attacke reichen. Fälle großer Maschinen, die erst spät oder auch nie gefunden wurden, hat es allerdings in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben.