Verschwundener Flieger: Keine Trümmer, keine Signale
Das Rätsel um Flug MH370 wird nicht kleiner. Die Triebwerke sollen noch Stunden nach dem Verschwinden Daten gesendet haben.
Kuala Lumpur. Es ist eine der größten internationalen Suchaktionen mit Experten aus aller Welt — doch das Rätsel um die vor Vietnam verschwundene Passagiermaschine blieb auch am sechsten Tag ungelöst. Eine zunächst vielversprechende Spur mit möglichen Trümmerteilen, die auf chinesischen Satellitenbildern zu sehen waren, führte ins Nichts. Ein Zeitungsbericht, dem zufolge die Maschine nach dem Verschwinden vom Radar noch vier Stunden weiterflog, wurde von Malaysias Verkehrsminister dementiert. Die Malaysia Airlines-Boeing 777-200 mit 239 Menschen an Bord ist seit Samstagmorgen spurlos verschwunden.
Der Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt sagte, die Suche könne noch Wochen dauern. „Das große Problem besteht darin, dass das vermisste Flugzeug mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit über dem Meer abgestürzt ist. Das heißt: Es liegt unter Wasser. Dort breiten sich aber keine Radiowellen aus.“ Diese Wellen breiteten sich unter Wasser nicht aus und erreichten somit weder die Erdoberfläche noch einen Satelliten.
Auf chinesischen Satellitenbildern vom Sonntag waren schwimmende Objekte zu sehen, eines davon etwa 22 mal 24 Meter groß. Die Bilder wurden erst am Mittwoch veröffentlicht. Mehrere Schiffe suchten das Seegebiet südlich von Vietnam daraufhin nach den vermeintlichen Trümmerteilen ab. Es sei nichts gefunden worden, sagte Verkehrsminister Hishammuddin Hussein. Die chinesische Botschaft habe ihm geschrieben, die Veröffentlichung der Fotos sei nicht autorisiert gewesen, und was darauf zu sehen war, seien keine Trümmerteile der Boeing gewesen.
Das „Wall Street Journal“ meldete unter Berufung auf US-Luftfahrt- und Geheimdienstexperten, die Maschine sei noch vier Stunden nach dem letzten Radarkontakt weitergeflogen. Die Triebwerke hätten noch so lange automatisch Daten übermittelt. Damit habe das Flugzeug 4000 Kilometer fliegen können, etwa bis zur Grenze Pakistans.
Der Verkehrsminister wies den Bericht unter Berufung auf Flugzeugbauer Boeing und Triebwerk-Hersteller Rolls Royce zurück. „Sowohl was Boeing, als auch was Rolls Royce angeht, sind diese Berichte unzutreffend“, sagte er. Das letzte Signal, das die Unternehmen von der Boeing 777-200 aufgefangen hätten, stamme von 01.07 Uhr (Ortszeit) am vergangenen Samstag.
Außerdem sei das Szenario eines längeren Fluges unlogisch, weil sich die Piloten hätten melden können, und die Maschine wäre auf Radarbildern zu sehen. Zudem könnte der Pilot alle nötigen Sender manuell ausschalten — US-Terrorexperten schlössen laut „Wall Street Journal“ die Theorie nicht aus, dass jemand ins Cockpit eindrang, berichtete die Zeitung.
Die chaotische Informationslage und widersprüchliche Aussagen haben das Vertrauen in die malaysischen Ermittler erschüttert. Chinas Regierungschef Li Keqiang verlangte, dass die Suche nach der Maschine ausgeweitet werde. An Bord waren 154 chinesische Staatsbürger. „Solange es nur einen Funken Hoffnung gibt, werden wir die Suche nach dem Flugzeug nicht aufgeben“, sagte er. dpa