Moderatorin Sabine Heinrich veröffentlicht ersten Roman
Beim Schreiben hat sie viel über die Liebe gelernt.
Köln. „Sehnsucht ist ein Notfall“ heißt der Debütroman von Sabine Heinrich (37), der WDR-Moderatorin mit der markanten Zahnlücke. Im Buch erfährt Heldin Eva, dass ihre Oma nach 60 Jahren Ehe Opa verlässt. Und auch bei Eva kriselt es in der Beziehung. Da beschließen Oma und Eva, gemeinsam nach Italien zu reisen.
Frau Heinrich, war es mutig, neben ihrer Moderationstätigkeit auch Buchautorin zu werden?
Sabine Heinrich: Ich habe zu Beginn meinem Lektor alle zwei, drei Wochen Texte geschickt. Am Anfang fühlte es sich an, wie vor der Klasse laut vorzulesen. Ich hatte Schiss, obwohl ich im Radio täglich Menschen meine Texte und meine Gedanken präsentiere. Das Geschriebene hatte jetzt noch mal eine andere Qualität.
Wie haben Sie recherchiert?
Heinrich: Ich habe die Reise der beiden Heldinnen, Oma und Eva, auch gemacht. Ich bin im Januar von Köln mit dem Auto bis nach Elba gefahren — über Luzern und Mailand. Ich wollte keinen Quatsch schreiben, habe sehr genau beobachtet. Als Journalistin bin ich eigentlich darauf geeicht, alles zu belegen. Das war auch am Anfang des Schreibens mein Problem, dass ich alles belegen wollte. Irgendwann platzte dann der Knoten.
Was ist das zentrale Motiv in Ihrem Roman?
Heinrich: Es geht mir um diese Entscheidungssituation mit Anfang 30: Wo geht es eigentlich hin, wenn man zum Beispiel in einer längeren Beziehung steckt, die schon schleppend läuft. Eva ist mit Johannes in einer Beziehung, die man als „ok“ beschreiben kann. Nimmt man es in Kauf, dass es ein bisschen langweilig geworden ist oder sucht man nach dem neuen Knall? Gleichzeitig habe ich mich damit beschäftigt, was Liebe im Alter bedeutet.
Warum war es Ihnen wichtig, darüber zu schreiben?
Heinrich: Es war so, dass der Verlag mich gefragt hat, ob ich ein Buch schreiben möchte. 2009 hat sich meine Oma tatsächlich entschieden, meinen Opa zu verlassen — nach über 60 Jahren Ehe. Ich wollte aber nicht allein die Geschichte einer alten Frau aufschreiben. Egal ob nach sechs oder 60 Jahren: Ich habe festgestellt, dass die Unterschiede im Empfinden nicht so groß sind, wenn etwas zu Ende geht.
Gab es ein besonderes Erlebnis bei den Recherchen?
Heinrich: Ein Gespräch mit einem 73-jährigen Mann ist mir in Erinnerung geblieben. Wir haben beim Wandern am Mont Blanc einen ganzen Tag über die Definition von Liebe gesprochen. Und dann hat dieser Mann mich Liebe definieren lassen. Ich war relativ schnell am Ende der Fahnenstange. Am nächsten Tag hatte ich dann eine Frage für ihn: Was bedeutet eigentlich Verlässlichkeit in einer Beziehung?
Was hat er geantwortet?
Heinrich: Wir sind zusammen zu einer Antwort gekommen. Verlässlichkeit bedeutet halt nicht, dass der Partner zuverlässig eine Wasserkiste holt oder pünktlich zu einer Verabredung erscheint. Verlässlichkeit bedeutet, dass man trotzdem zueinandersteht, wenn es auch mal schwierig wird.