Kein Sahnebaiser-Look: Kommunionsmode ist heute schlicht
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Wie Braut und Bräutigam in klein sahen Kommunionskinder einst aus - doch die Kirche und auch die Eltern und Kinder wollen immer weniger Glitzer, Glamour und Prunk.
„Bei Mädchen-Kleidern für die Kommunion geht der Trend ganz klar weg vom Sahnebaiser-Look. Es wird bewusst auf üppigen Spitzenbesatz, Rüschen und plakativen Schmuck verzichtet“, erläutert Andrea Hackenberg, Kindermodeexpertin der Fachzeitschrift „Textilwirtschaft“ in Frankfurt am Main.
Der Grund dafür hat mit dem Fest zu tun. Hackenberg erklärt die Hintergründe: „Das klassische Kommunionskleid wird nach wie vor stark gekauft und behält seine Berechtigung auf Familienfesten.“ Doch begleitet vom Appell der Kirche, Kleidung nicht wichtiger zu nehmen als das religiöse Fest selbst, werde in Gemeinden heute häufig auch nur eine einheitliche Kutte getragen. Kinder könnten darunter tragen, wozu sie Lust haben.
„Viele Firmen, die eigentlich nicht aus dem Anlass-Bereich stammen, haben hier eine Nische erkannt. Sie drängen jetzt mit Outfits auf den Markt, die zwar festtagstauglich, aber trotzdem vielseitig kombinierbar sind“, sagt Hackenberg. „Diese Kleider sind dann nicht mehr streng weiß, sondern farbig, nicht aus Taft und Seide, sondern aus Baumwolle und Leinen und können sowohl zur Kommunion als auch später auf dem Schulhof getragen werden. Dann aber kombiniert mit gemusterten Leggins und einer farbigen Strickjacke.“
Ähnliches sieht man bei den älteren Konfirmandinnen: „Während die Mädchen vor einigen Saisons noch im Kostüm zur Kirche gingen, kommen sie jetzt im frechen Cocktailkleid, das sich später auch noch zum ersten Abschlussball tragen beziehungsweise wiederverwerten lässt.“
Wer immer noch Weiß trägt, mag es dennoch schlichter als einst üblich: Eine einfache A-Linie sei im Trend, mit leicht ausgestellten Röcken in mittlerer Länge. „Viele Kleider sind im Retro-Stil der 60er Jahre gehalten - sehr schlicht, sehr abgeräumt, nicht zu süß“. Jungs tragen einen zweiteiligen Anzug zum farbigen Hemd mit passender Krawatte. Hier seien die Farben Lila, Blau und diverse Rottöne angesagt. „Wenn Westen dazu kombiniert werden, dann Ton in Ton mit dem Stoff des Anzugs - eher nicht kontrastreich oder gar farbig.“
Ob die Jungs zur Kommunion oder Konfirmation überhaupt Krawatte tragen sollen, liege an ihnen. Doch aus Sicht der Mode sagt die Branchenkennerin: „Was Krawatte und Fliege betrifft, haben diese Accessoires aktuell eine neue Attraktivität in den Kindermode-Kollektionen gewonnen.“ Auch unabhängig von festlichen Anlässen werden sie wieder gerne getragen. „Viele Hersteller bieten jetzt als Alternative zur Krawatte auch lässige Schals zur Kommunion oder Konfirmation an, analog zum Trend aus der Herrenmode.“
Auch wenn die Mode für die Kirche lässiger wird, so gebe es doch weiterhin Tabus, betont Hackenberg: „Bei Kindermode ist das tabu, was nicht mehr kindgerecht ist. Bei aller Orientierung an den Erwachsenen-Looks dürfen Röcke nicht zu kurz und Ausschnitte nicht zu tief sein.“