Keine Spur von vermisstem Jet - Allianz zahlt Millionen
Kuala Lumpur (dpa) - Fast zwei Wochen nach dem Verschwinden der malaysischen Boeing zahlt der Versicherungskonzern Allianz eine Millionensumme an die Fluggesellschaft Malaysia Airlines und an Angehörige der vermissten Passagiere aus.
Das sagte eine Sprecherin des Münchner Konzerns am Mittwoch. Sie bestätigte damit einen Bericht des „Handelsblatts“. Von Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord fehlte noch immer jede Spur.
Ermittler in Malaysia fanden unterdessen heraus, dass auf dem heimischen Flugsimulator des Piloten am 3. Februar Daten gelöscht wurden. Verwirrung gibt es weiter darüber, was wann genau nach dem Start in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur im Cockpit der Boeing geschah. China verschärfte derweil seine Kritik an den malaysischen Ermittlungs- und Kommunikationsmethoden. Daten seien zu ungenau und würden zu langsam weitergegeben, kritisierte Peking. Mehr als 150 Passagiere des Flugs MH370 sind chinesische Staatsangehörige.
Verwandte und Freunde der Vermissten versuchten am Mittwoch laut protestierend eine Pressekonferenz des malaysischen Verkehrsministers Hishammuddin Hussein in Kuala Lumpur zu stürmen. Sie warfen der malaysischen Regierung auf einem Plakat vor, die „Wahrheit zu verbergen und die Rettung zu verzögern“. Der Minister kündigte an, dass ein „hochrangiges Team“ aus Politikern, Vertretern der Fluggesellschaft und des Militärs nach China reisen werde, um die Angehörigen der chinesischen Passagiere zu informieren.
Die gesamte Versicherungssumme für die Boeing 777-200 soll bei mehr als 100 Millionen Dollar liegen, hieß es aus Versicherungskreisen. Die Allianz-Sprecherin äußerte sich nicht dazu. Die Allianz führt ein Konsortium aus mehreren Unternehmen an, das die Flotte der Malaysia Airlines versichert hat. Dass Geld schon fließt, obwohl die Maschine noch gar nicht gefunden wurde, ist nicht unüblich: In Versicherungsverträgen für Flugzeuge sind in der Regel klare Fristen benannt, nach deren Ablauf Entschädigungszahlungen geleistet werden müssen. Dies gilt auch für den Fall, dass ein Flugzeug nach mehreren Tagen immer noch vermisst wird. Die Maschine ist am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking spurlos verschwunden.
Ermittler im Malaysia fanden unterdessen heraus, dass auf dem heimischen Flugsimulator des Piloten der Malaysia Airlines-Maschine am 3. Februar Daten gelöscht wurden. Das war Wochen vor dem Start des verschollenen Flugzeugs. Das berichtete der malaysische Polizeichef Khalid Abu Bakar am Mittwoch in Kuala Lumpur. Das Gerät war am Samstag, eine Woche nach dem Verschwinden der Maschine, aus dem Haus von Zaharie Ahmad Shah entfernt und im Polizeihauptquartier wieder aufgebaut worden.
Die Ermittler prüfen, ob Zaharie Ahmad Shah den Simulator nur hatte, um mit Freunden seine Begeisterung für das Fliegen zu teilen. Experten untersuchen nach Angaben des Polizeichefs, ob die gelöschten Daten rekonstruiert werden können.
Ob der Kapitän oder sein Copilot an einer Verschwörung beteiligt waren, ist völlig unklar. Malaysias Verkehrsminister betonte: „Alle Crew-Mitglieder, einschließlich der Piloten, sind unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist.“
Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Sabotage, Entführung oder Terrorismus. Nach Angaben des Verkehrsministers haben bis auf Russland und Ukraine alle Länder ihre Landsleute überprüft und keine verdächtigen Merkmale gefunden.
Eine malaysische Lokalzeitung hatte berichtet, auf dem Simulator seien Landebahnen auf den Malediven, Sri Lanka und in Indien einprogrammiert gewesen. Ein Ermittler sagte jedoch, er wisse davon nichts. Die Landebahnen lägen auf einer der beiden möglichen Flugrouten, die die Maschine nach Erkenntnissen der Ermittler genommen haben könnte.
Im Suchkorridor im Indischen Ozean gab es auch am Mittwoch keine Spur der verschwundenen Boeing. Australische Seeaufklärer und auch Schiffe in der Region hätten kein verdächtiges Material gesichtet, berichtete die Behörde für Seesicherheit (Amsa).
Auch aus dem zweiten Suchkorridor nordwestlich von Malaysia wurde keine Sichtung gemeldet. Es gebe keinen Hinweis, dass das Flugzeug in den chinesischen Luftraum eingedrungen sei, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei. Die Suche sei in vollem Gang, Satelliten- und Radardaten würden „bis ins kleinste Detail“ ausgewertet.
Auch die US-Regierung hat keine Informationen über die Maschine. „Wir haben keine Theorien“, sagte Justizminister Eric Holder am Mittwoch in Washington. „Wir sind immer noch dabei, herauszufinden, was passiert ist.“
Das Militär der Malediven widersprach Augenzeugenberichten, wonach am Tag des Verschwindens von Flug MH370 eine Maschine im Tiefflug über die Inselgruppe im Indischen Ozean gedonnert sei.
Weiterhin gibt es unterschiedliche Angaben über eine vermutete Kursänderung der Maschine, kurz nach ihrem Verschwinden vom Radar. Es wird anhand von ungenauen Satellitendaten angenommen, dass die Boeing aus völlig ungeklärten Gründen entweder in Richtung Nordwesten oder Südwesten weit von der geplanten Route abwich. Der US-Sender NBC berichtete, die Kursänderung sei bereits vor der verbalen Abmeldung der Piloten in den Bordcomputer eingegeben worden. Der Sender berief sich auf Ermittlerkreise. Diese Angaben dementierte jedoch der Chef der malaysischen Zivilluftfahrt, Azharuddin Abdul Rahman. Allerdings haben die Ermittler schon mehrfach Medienberichte dementiert, die später doch bestätigt wurden.
Die Kursänderung sei mindestens zwölf Minuten vorher im Bordcomputer gewesen, berichtete NBC. Um 01.07 Uhr erfolgte die letzte automatische Datenmeldung des Kommunikationssystems ACARS. Dann wäre die Kursänderung bei der Bodenkontrolle angekommen. In dem Szenario wäre ungeklärt, warum der Pilot nichts erwähnte und warum die Bodenkontrolle bis heute nichts dazu gesagt hat.