Killerpilze 2011: Punk-Rock statt Teenie-Band
München (dpa) - Angefangen haben die Killerpilze als Teenie-Band. Ihr erstes Album „Invasion der Killerpilze“ hatte die jungen Punk-Rocker 2006 aus der bayerisch-schwäbischen Provinz ins Rampenlicht katapultiert - mit 140 000 verkauften Platten, umjubelten Konzerten und kreischenden Fans.
„Wie im Film“, erinnert sich Sänger Jo Halbig heute. Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit 2008 bringen Mäx und die Brüder Jo und Fabi ihre Musik selber raus. Nach „Lautonom 2010“ erscheint an diesem Freitag (11. März) mit „Ein bisschen Zeitgeist“ ihr zweites Album in Eigenregie - zwölf rockig-harte Songs, mit denen sich die drei endgültig vom Image als Teenie-Stars verabschieden.
„Ich bin froh, dass wir das hinter uns lassen konnten“, blickt Jo zurück, der vor allem Die Ärzte als Vorbild hat. „Dieses Branding "Teenie-Band" war allgegenwärtig; das hat uns viele Türen geöffnet, aber auch viele verschlossen.“ Trotzdem will er die Zeit nicht missen. „Das waren abgefahrene Erfahrungen, wenn da 1000 Leute vor dem Hotel campiert haben“, meint der 21-Jährige. „Aber unsere Philosophie war eigentlich immer, dass wir Leute ansprechen wollten, die sich mit der Musik beschäftigen und die nicht wegen uns als Typen kommen.“
Der Sound ist härter und rockiger, die Texte wirken reflektierter und greifen auch gesellschaftskritische Themen auf. In „Morgenland“ geht es etwa um eine Zwangsheirat, und „Marie“ stirbt am Goldenen Schuss. „Wir hatten immer schon einen politischen Hintergrund, wobei wir keine politische Band sind“, sagt Jo. Aktuell ist auch „Wenn Blicke treffen“. Ein Song über das Vorgehen des Staates gegen friedliche Demonstranten gegen Stuttgart 21.
Die neue Richtung kann auch bedeuten, dass alte Fans mit dem härteren Sound der Band nicht mehr klarkommen. „Das ist ein Risiko, dass wir eingehen für unsere künstlerische Unabhängigkeit“, stellt Jo klar. „Alles, bloß keine Konsens-Band!“ Doch die Freiheit ist auch stressig. Nicht nur finanziell ist sie ein Wagnis. Die Killerpilze müssen auch hart schuften. Jede freie Minute stecken sie in die Band. Der 22-jährige Mäx hat daneben noch sein Studium der E-Gitarre, Schlagzeuger Fabi (18) paukt fürs Abi und sein Bruder Jo moderiert Veranstaltungen, macht Pressearbeit, arbeitet sporadisch mit einem Modedesigner zusammen und denkt an ein Studium.
Ginge es nach Jo, wäre die Band aus dem bayerisch-schwäbischen Dillingen allerdings nicht mehr lange in München. „Mein großer Traum ist, nach Berlin zu gehen - Berlin ist meine Herzensstadt“, schwärmt er. Alleine will er den Schritt aber auf keinen Fall wagen. Die Hauptstadt wäre dann wieder ein neues Kapitel für die drei Jungs, die trotz ihres Alters schon Routiniers im Musikgeschäft sind. Seit fast zehn Jahren sind sie zusammen - Fabi war gerade neun Jahre alt, als er den Part des Schlagzeugers übernahm.
Doch jetzt werden sie erst mal auf Tour gehen, in Frankreich, Österreich und Deutschland. Auch Auftritte in der Türkei sind geplant. Ein Leben, auf das sie ungeduldig warten, wie Jo erzählt. „Das ist für uns das Allergrößte, und wir scharren schon mit den Hufen.“