Kind überlebt Flugzeugabsturz und sucht barfuß Hilfe

Washington (dpa) - Ein Mann sitzt abends vor dem Fernseher. Plötzlich klopft ein kleines Mädchen an seine Tür, blutig und ohne Schuhe. Dahinter steckt ein Wunder - und zugleich eine Tragödie.

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Ein siebenjähriges Mädchen hat in den USA den Absturz eines Flugzeuges überlebt und danach barfuß Hilfe gesucht. Seine Eltern, eine ältere Schwester und eine Cousine kamen ums Leben. Die Kleine lief nach Medienberichten im Dunkeln in eisiger Kälte etwa einen Kilometer weit durch unwegsames Waldgelände, bis sie ein Haus mit erleuchteten Fenstern fand. Sie überstand den Absturz in Lyon County (Bundesstaat Kentucky) mit nur leichten Verletzungen. „Es ist ein Wunder, dass sie überlebt hat, und eine Tragödie, dass die vier anderen es nicht taten“, zitierten US-Medien am Samstag einen Polizeivertreter.

Den Berichten zufolge hatte das Mädchen zusammen mit seinen Eltern, seiner neunjährigen Schwester und einer 14-jährigen Cousine in Key West in Florida Ferien gemacht. Auf dem Heimweg nach Illinois stürzte die zweimotorige Piper am Freitagabend (Ortszeit) ab, nachdem der Pilot - der Vater des Kindes - Triebwerksprobleme gemeldet hatte.

Derweil saß der 71-jährige Larry Wilkins in seinem Wohnzimmer vor dem Fernseher - in einem von nur drei Häusern in der Gegend, die im Winter bewohnt sind. Wilkins hörte ein leises Klopfen an der Tür, dann begannen seine zwei Hunde zu bellen. Er machte auf - und sah „dieses außerordentlich tapfere Mädchen“, wie er unter anderem dem Sender CNN sagte. Die Lippen des Kindes hätten gebebt, „sie weinte etwas, aber nur ein bisschen“. Die Kleine habe ziemlich schlimm geblutet, an ihren Beinen und der Nase, schilderte der Mann.

„Sie war barfuß, hatte nur eine Socke an... Sie sagte mir, dass ihre Mama und ihr Papa tot seien und das Flugzeug umgekippt auf dem Dach liege. Sie fragte mich, ob sie hierbleiben könne.“

Der Mann setzte das nur mit Shorts und einem leichten Shirt bekleidete Mädchen auf sein Sofa, wischte ihm etwas Blut ab und wählte den Notruf. Das Kind wurde in ein Krankenhaus gebracht, während Polizei und Feuerwehr nach dem Wrack suchten - in der Hoffnung, weitere Überlebende zu finden. „Aber es sollte nicht sein“, sagte Polizist Brent White.

Die Siebenjährige konnte bereits am Samstag wieder aus der Klinik entlassen werden. Wohin sie gebracht wurde, blieb zunächst unklar. Daran zu denken, was sie durchgemacht habe und was auf sie zukomme, treibe ihm die Tränen in die Augen, sagte Wilkins. „Ich bete für sie. Das kleine Mädchen tut mir so leid. So jung zu sein und so etwas zu erleben - das ist unvorstellbar.“