Kinder sind zurück in Leverkusen

Die Mädchen und Jungen aus dem überschwemmten Zeltlager sind wieder zu Hause. Ein Betreuer wird weiterhin vermisst. Die Justiz ermittelt.

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Leverkusen/Nîmes. Nach dramatischen Stunden in einem überschwemmten Zeltlager in Südfrankreich sind die mehr als 100 Kinder und Jugendlichen wieder zurück in Deutschland. Mehrere Reisebusse erreichten nach knapp 18-stündiger Reise am Samstagabend Leverkusen. „Alle konnten ihre Kinder und Lieben in die Arme schließen“, teilten die Organisatoren des Zeltlagers, der Verein Jugendförderung St. Antonius, bei Facebook mit. Die französische Justiz leitete unterdessen Ermittlungen gegen zwei deutsche Verantwortliche des Ferienlagers ein.

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Die Suche nach einem vermissten Betreuer des Lagers ging weiter. Es gebe noch keine Neuigkeiten, hieß es am Sonntagvormittag von der französischen Gendarmerie. Der 66-Jährige war nach Angaben des Veranstalters zuletzt gesehen worden, als das Wasser am Donnerstagabend nach heftigen Regenfällen über den Zeltplatz in Saint-Julien-de-Peyrolas nordwestlich von Orange schwemmte.

Zwei Verantwortliche des Leverkusener Vereins waren in Polizeigewahrsam befragt worden. Dieser endete am Samstag, die Justiz eröffnete Ermittlungsverfahren gegen die beiden, wie die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft von Nîmes berichtete. Laut Staatsanwalt Eric Maurel wussten die Deutschen, dass das Gelände des Ferienlagers sich auf einem hochwassergefährdeten Gebiet befand. Der örtliche Bürgermeister soll mehrfach vor dieser Gefahr gewarnt haben.

Im Ermittlungsverfahren gibt es den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung, erschwert durch Gefährdung anderer. Außerdem wird wegen Einrichtung eines Campingplatzes ohne Genehmigung ermittelt. Die beiden Lagerleiter befanden sich am Sonntag noch in Frankreich, teilte der Verein St. Antonius auf Anfrage mit. Am Wochenende wollten sie sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern, kündigten aber für die nächsten Tage eine Stellungnahme an.

Nach Angaben von Staatsanwalt Maurel in französischen Medien wurden bei dem Unglück mehrere Kinder leicht verletzt. Der Bürgermeister von Saint-Julien-de-Peyrolas erzählte nach der Überschwemmung dem Sender BFMTV, dass er der Leverkusener Gruppe noch kurz vor dem Drama gesagt habe, den Wasserstand des Valat d’Aiguèze gut zu überwachen. Dieser Zufluss der Ardèche war dann über die Ufer getreten.

Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens bedeutet in Frankreich, dass die Ermittler „schwerwiegende oder übereinstimmende Indizien“ für ein Fehlverhalten sehen. Solche Verfahren können zu einem Strafprozess führen, die Justiz kann die Ermittlungen aber auch wieder einstellen.

Die südfranzösische Gemeinde war schon im vergangenen Jahr vor Gericht gegen das Lager vorgegangen. „Die städtebaulichen Regeln wurden nicht respektiert, und wir sind in einer hochwassergefährdeten Zone“, zitierte der Sender France Bleu den Anwalt der Gemeinde. Diese hatte den Prozess in erster Instanz aber verloren, im September steht die nächste Gerichtsverhandlung in dieser Sache an.

In Stellungnahmen zu den juristischen Auseinandersetzungen verteidigt sich der Verein. „Alle Bedingungen für die von uns zu betreuenden Kinder und Jugendlichen sind optimal“, hieß es Ende 2017 nach dem ersten Erfolg vor Gericht auf der Facebook-Seite.