Kinderpornoring gesprengt: Spur aus Kanada auch nach Deutschland
Toronto/Frankfurt (dpa) - Bei einem in Kanada gesprengten internationalen Kinderpornoring mit Hunderten Opfern führen Spuren auch nach Deutschland.
Wenn etwas zu unternehmen sei, werde das geschehen, sagte am Freitag ein Sprecher der hessischen Generalstaatsanwaltschaft; der Vorgang sei hierzulande bekannt. Nähere Angaben gab es auch vom Bundeskriminalamt (BKA) nicht.
Die Ermittler in Toronto, die seit drei Jahren an dem Fall arbeiten, hatten die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt als deutsche Kontaktstelle angegeben. Der Kopf des Rings, der sich um den Vertrieb kümmerte, war laut Polizei ein 42-Jähriger aus Toronto. Er sei bereits im Mai 2011 festgenommen worden. Es sei um Missbrauch ausschließlich von Jungen gegangen. Dafür habe der Mann viele Leute bezahlt.
Bei den internationalen Ermittlungen wurden nach kanadischen Angaben 386 Kinder als Opfer identifiziert und 341 Verdächtige festgenommen, davon allein 108 in Kanada, 76 in den USA und 65 in Australien. Die Ermittlungsergebnisse der Operation „Spade“ (Spaten) seien Fahndern in mehr als 50 Ländern zur Verfügung gestellt worden.
Die Polizei in Toronto hatte am Donnerstag mitgeteilt, unter den Opfern seien auch deutsche Kinder. Der Haupttäter habe Kontakte in die Bundesrepublik gehabt.
Die Kriminellen machten demnach vor allem in Rumänien und der Ukraine Fotos und Filme und verkauften sie zum Beispiel nach Amerika oder Australien, wie Joanna Beaven-Desjardins von der Polizei sagte.
Nach Angaben der Vereinten Nationen werden weltweit jährlich 1,8 Millionen Kinder zu Prostitution und Pornografie gezwungen. Allein in Deutschland wurden 2012 laut Kriminalstatistik 3239 Fälle des Besitzes oder der Verschaffung von Kinderpornos registriert. Dazu kamen 2465 Fälle der Kinderporno-Verbreitung.