„Klepto-Kater“ klaut Krimskrams in Kalifornien
San Mateo (dpa) - So eine „Raub“-Katze gibt es wohl nur einmal: Jede Nacht schleicht Dusty auf leisen Pfoten durch die Nachbarschaft und schleppt ab, was er tragen kann.
Den Spitznamen „Klepto-Kitty“ hat sich der Kater im kalifornischen San Mateo redlich verdient. Frauchen führt akribisch Buch. Mehr als 600 Gegenstände hat die Zahnärztin Jean Chu in vier Taschenkalendern aufgelistet. Dustys Diebesrekord in einer Nacht: „vier Handtücher, vier Socken, eine Plastiktüte, ein Topflappen und ein gelber Handschuh“, zählt die 57-Jährige auf.
Das war am 20. Juli 2009. „Wenn das Wetter warm ist, schleppt er am meisten an“, sagt Frauchen. Als Dustys „Mittäter“ bewahren Jean und ihr Mann Jim Coleman das Diebesgut in ihrem Haus auf. Die vier großen Pappkartons im Esszimmer sind nicht zu übersehen.
Eine wahre Fundgrube: Stofftiere, T-Shirts, Socken, Unterhosen, jede Menge Handtücher, ein knallgrüner Skihandschuh und ein bunter Frisbee. Zu Dustys schwerster Beute zählen ein Baseballhandschuh und Surfschuhe aus Neopren. Sein teuerster Fang: ein gefütterter Büstenhalter. Dabei wurde er prompt auf frischer Tat ertappt.
Die Tier-Sendung „Animal Planet“ lauerte Dusty mit einer Infrarotkamera auf. Zwei Wochen lang wurde der Hauseingang überwacht, wo der Kater gewöhnlich seine Beute ablegt. Auf dem Video ist es schwarz auf weiß zu sehen: breitbeinig müht sich Dusty bei einem seiner nächtlichen Streifzüge mit einem Handtuch im Maul ab. Handschuh, Schwamm und BH sind dagegen leichte Beute.
„Ich selbst habe ihn nur einmal mit einem Handschuh im Maul erwischt“, meint Jean. „Aber ein Nachbar hat gesehen, wie sich Dusty rückwärts laufend mit einem Handtuch abquälte.“ Dusty hat Glück, dass er ein Kater ist. Statt Knast oder Therapie gibt es für „Klepto-Kitty“ Fanpost und Fernsehauftritte. Für die Talkshow von David Letterman flog er eigens nach New York. Er hat seine eigene Facebook-Seite, auf der Jean die Beutezüge mit Fotos dokumentiert. Bei so viel Nachtarbeit ist es kein Wunder, dass der behäbige Kater tagsüber faul rumhängt. „Ganz selten spielt er mit den Sachen, es kommt ihm wohl nur aufs Sammeln an“, vermutet Frauchen.
Als Katzenbaby wurde Dusty 2006 von der Familie adoptiert. Anfangs schöpfte niemand Verdacht, dass der braun-schwarze Kater mit den weißen Pfoten die Nachbarschaft unsicher machte. „Ich wunderte mich nur, warum jemand Socken und Unterhosen vor unsere Haustür warf“, erinnert sich Jim. Erst als Dusty einen Gummi-Handschuh im Schlafzimmer ablegte, wurde das Ehepaar aufmerksam. Inzwischen weiß das ganze Wohnviertel Bescheid.
Als der Bikini von Nachbarin Kelly McLellan spurlos verschwand, ahnte sie gleich, wer der Täter war. „Dusty hat seinen Ruf weg!“, bestätigt Nachbarin Marsha Mekisich. „Wir lassen nichts mehr lose rumliegen“, fügt sie grinsend hinzu.
Die Zahl der wertvollen Fundsachen, die Jean ihren Nachbarn zurückgibt, ist in den letzten Monaten allerdings stark geschrumpft. Aus Mangel an besserer Beute muss sich Dusty nun häufig mit Plastiktüten und alten Lappen begnügen. „Vielleicht sollten wir ihm etwas Nettes hinlegen, am besten mit unserer Adresse drauf“, sagt Mekisich.
Bestrafung muss Dusty nicht fürchten, auch nicht, wenn gelegentlich eine tote Maus dabei ist. Es sei doch ein ganz natürlicher Katzeninstinkt, Beute anzuschleppen, meint Jean. Doch sie gibt bereitwillig zu: „Bei Dusty ist es allerdings zwanghaft und ein bisschen extrem.“