Kletter-Marathon: Klettern bis der Akku leer ist
Am Samstag trafen sich im Canyon Chorweiler 120 Freizeitsportler zum 3. Köln-Kletter-Marathon.
Köln. Drei Routen haben Kurt Vogel und Merlin (14) schon hinter sich. "Wir wollen heute aber 30 Routen schaffen", sagt der Kölner, der am Samstagnachmittag spontan mit dem Schüler aus Dollendorf ein Team für den 3. Köln-Kletter-Marathon gebildet hat.
"Der Reiz ist, zu erfahren, wie lange man klettern kann, bis der Akku leer ist. Jede Route ist anders, manche liegen einem, manche weniger", sagt Vogel. Er gehört zu den Stammgästen im Canyon Chorweiler. Mit dem Großereignis feiert die Kletterhalle ihr vierjähriges Bestehen.
Merlin ist eher selten im Canyon unterwegs: "spannend ist heute, dass es Zuschauer gibt und dass man mit anderen Kletteren den direkten Vergleich hat", sagt der Schüler. Beide Freizeitsportler gehen ihrem Hobby auch regelmäßig in der Natur nach. "Ich finde es im Frankenjura und in den Alpen besonders interessant", sagt Merlin.
Insgesamt sind in Chorweiler 120 Kletterer angetreten, um den neuen Rekord zu schaffen, der bei 51 Routen liegt. Dafür haben die Zweierteams sechs Stunden Zeit.
"Beim Klettern im Vorstieg gibt es nur wenig große Events. Das macht unseren Marathon für die Leute interessant. Etwa die Hälfte der Teilnehmer kommt von außerhalb. Wir haben auch Gäste aus Mainz und Wiesbaden hier in der Halle", freut sich Canyon-Chef Achim Schmitt. Der Vorstieg ist das Klettern einer Kletterroute mit einer Seilsicherung von unten.
Für den Marathon stehen den Sportlern mehr als 50 Routen zur Verfügung. Welche Griffe und Tritte man dafür an der Wand nehmen muss, zeigt die jeweilige Farbe der Route. "Wir haben hier moderate Schwierigkeitsgrade ausgewählt. Für die Spezialisten gibt es aber auch die Möglichkeit, schwere Routen zu machen", erklärt Schmitt.
Aus Krefeld kommen Stevie (17) und Tom (16). "Beim Marathon reizt mich die Atmosphäre in der Halle. Die Platzierung ist mir eher egal", sagt Tom. Sein Kumpel Stevie ist vor einem halben Jahr über ihn zum Klettern gekommen. "Mir gefällt dabei, dass man sehen kann, zu welcher Leistung man an der Wand fähig ist. Beim Marathon ist es außerdem möglich, viel von den anderen Teilnehmern zu lernen", sagt der Schüler, der US-Kletterstar Chris Sharma zum Vorbild hat.
Während beim Marathon viele Gäste von außerhalb den Weg in den Kölner Norden finden, kommen normalerweise eher Sportler aus der Umgebung zum Canyon, der als privaten Träger die Waldorfschule in Chorweiler hat.
"Am Anfang stand die Idee, ein neues Freizeitangebot für einen Stadtteil zu schaffen, der als sozialer Brennpunkt gilt. Das wird sehr gut angenommen", sagt Schmitt. Während es tagsüber eher Kinder und Jugendliche aus Schulen und anderen Jugendeinrichtungen sind, die in die Kletterhalle kommen, hängen abends die Hobbykletterer in der Wand.
Als Risiko-Sportart möchte Schmitt das Klettern nicht verstanden wissen. "Unfälle passieren äußerst selten, da wir Wert auf die größtmögliche Sicherheit legen. Jeder, der mit dem Klettern in der Halle anfangen möchte, muss sich von uns einweisen lassen", sagt Schmitt.
Das Verletzungsrisiko beim Fußball sei daher deutlich größer. Die Grundausrüstung ist zudem durchaus bezahlbar. Schuhe, Gurt und Sicherungsgeräte kosten im Set etwa 130 Euro, können aber auch in der Halle ausgeliehen werden.