Klimawandel: Im Sommer Starkregen, im Winter nass und mild
Berlin (dpa) - Sonne und heftige Gewitter in heißen Sommern, ausgiebiger Niederschlag in milden Wintern - das hält der Klimawandel künftig für Deutschland bereit. Regional werden die Auswirkungen jedoch sehr unterschiedlich sein, bilanzierte der Deutsche Wetterdienst am Donnerstag.
Dort stellte er aktuelle Deutschland-Daten sowie Klimatendenzen auf der Basis von fast zwei Dutzend regionalen Klimamodellen vor, die den Zeitraum von 1951 bis 2100 umspannen. Die meisten davon sagen bis zur Jahrhundertwende einen Temperaturanstieg von drei Grad Celsius gegenüber dem langjährigen Mittel von 8,2 Grad Celsius voraus. „Der Klimawandel wird unsere Wetterlagen verändern. Er wird unsere Wetterküche kräftig in Bewegung bringen“, sagte DWD-Experte Klaus-Jürgen Schreiber.
„Die grundsätzliche Erkenntnis ist: Die Hauptwindsysteme und mit ihnen die Hoch- und Tiefdruckgebiete verlagern sich tendenziell zu den Polen“, sagte Schreiber. Die Folgen daraus: Vor allem im Winterhalbjahr bringen regenreiche Tiefdruckgebiete aus dem Westen künftig öfter gefährliche Starkregen. „Das muss vor allem den Hochwasserschutz interessieren“, sagte Schreiber.
Im Sommer werden feuchte Wetterlagen hingegen insgesamt seltener. Trockene Hochdrucklagen über der Nordsee bleiben den Prognosen zufolge stabil: „Das führt zu mehr Trockenheit und tendenziell mehr Dürren, Niedrigwasser und Risiken im Wassermanagement.“ Vor allem die Landwirtschaft, aber auch Energieversorger und Wasserwerke seien davon betroffen.
Diese Erkenntnisse zum Klimawandel müssten noch viel stärker als bisher in Entwicklungspläne und Gesetze einfließen, forderten die Experten. „Bislang nimmt die Wirtschaft diese Erkenntnisse aber teilweise weniger auf als erwünscht“, sagte DWD-Vizepräsident Paul Becker. Dass der Klimawandel vor allem von Menschen gemacht sei, daran bestehe heute kein Zweifel mehr. „Natürliche Einflüsse wie die Sonnenaktivität spielen dabei ein untergeordnete Rolle“.
Den seit Jahrzehnten ungebrochenen langfristigen Temperaturanstieg bestätigen auch die Zahlen von 2011: Mit einem Mittel von 9,6 Grad war es das viertwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in Deutschland 1881. Von den vergangenen 30 Jahren fielen 24 demnach zu warm aus. Auf den sonnenscheinreichsten und zweitwärmsten Frühling seit Beginn der Aufzeichnungen und einen verregneten, vergleichsweise kühlen Sommer folgte ein ungewöhnlich warmer, sonniger Herbst. Der November war sogar der trockenste Monat überhaupt, der hierzulande je beobachtet wurde.
Auch die ersten vier Monate des Jahres 2012 liegen schon wieder fast ein Grad über dem langjährigen Mittel. „Der Klimawandel hat seine Richtung nicht geändert“, schloss DWD-Klimaanalytiker Gerhard Müller-Westermeier.