Koblenz bekommt nasse Füße
Rhein und Mosel überfluten das deutsche Eck auf jeden Fall. Frühestens am Samstag soll das Hochwasser hier an die Deiche schwappen.
Frankfurt/Koblenz. Von der sprichwörtlichen Ruhe vor dem Sturm kann in Koblenz keine Rede sein. Die Arbeiter der Bundesgartenschau, die in diesem Jahr mitten in der Stadt über die Bühne geht, sind eifrig dabei, Zäune und Baumaterialien wegzuschaffen. Das Buga-Ausstellungsgelände ist zwar von hohen Mauern geschützt, noch stehen aber auch ein paar Holzhütten der Veranstalter in Moselnähe, dabei steigt der Wasserstand rasant an. „Als wir morgens um 7 Uhr angefangen haben, hatte die Mosel noch bestimmt eineinhalb Meter weniger“, berichtet ein Bauarbeiter.
Richard Ladwein, Geschäftsmann aus Trier, nutzt einen Termin, um einen Blick auf das Wasser zu werfen. „Das wird eine größere Sache werden“, ist er sich sicher. Die Moselaner seien zwar an Hochwasser gewöhnt, aber Wasser habe nun mal eine „immense Kraft“. „Das bringt immer Gefahren und Zerstörungen mit sich, das wird leider oft auch unterschätzt“, sagt Ladwein.
Die Feuerwehr baut in einigen Stadtteilen bereits Stege. Bis zum Dienstag soll hier ein Pegel von etwa acht Metern erreicht werden und Wasser bis in die Altstadt laufen. Noch haben die Ströme aber die Ufer nicht erreicht.
Auch im Osten schauen die Menschen auf die Flüsse. Auf der Oder türmen sich Eisschollen. Für Spaziergänger ein Naturschauspiel, für die deutsch-polnische Eisbrecherflotte viel Arbeit. Die Eisbrecher zerstören die eisige Pracht, um die Hochwassergefahr zu bannen.
Den Besatzungen sitzt die Zeit im Nacken. Der Wetterdienst warnte am Freitag weiter vor Hochwasser. „Die Lage auf der Oder ist stabil, aber sehr, sehr ernst“, sagt der Präsident des Landesumweltamtes Brandenburg, Matthias Freude. Das Wasser steige langsam. Der Pegel zeigte in Finow einen Stand von 7,53 Metern — höher als zur Jahrhundertflut 1997.
Auch am Rhein, am Neckar und an der Mosel sowie an vielen Bächen steigt das Wasser. In Rheinland-Pfalz traten Glan und der Kuselbach stellenweise über die Ufer und überfluteten Straßen. In Trier stieg das Wasser innerhalb von 24 Stunden um 4,50 auf mehr als acht Meter. In der Stadt wurde ein Katastrophenstab eingerichtet.