Königsfamilie zu Besuch bei Freunden
Beatrix, Kronprinz Willem Alexander und Prinzessin Maxima für sieben Stunden in Nordrhein-Westfalen.
Essen. „Wow, fantastisch“ ruft Königin Beatrix, als sie im Kesselhaus der Zeche um die Ecke biegt. Rechts und links die riesigen Kohleöfen der alten Anlage. Vor der 73-Jährigen ein modernes Auto mit Aluminiumkarosserie am Haken hoch in der Luft hängend. Solch einen Anblick bekommt auch eine Monarchin nicht jeden Tag.
Strukturwandel und der Blick auf das moderne Deutschland des 21. Jahrhunderts — das wollte die Königin zusammen mit Kronprinz Willem Alexander und Prinzessin Maxima in Deutschland sehen. Deshalb besuchte sie in NRW nicht die Landeshauptstadt oder Bonn, sondern Essen mit der einst größte Zeche Europas und tausenden Beschäftigten. Sie ist nach einem zehnjährigen Umbau heute ein riesiges Kultur- und Kreativzentrum.
Auf einen roten Teppich müssen Königin, Kronprinz und Maxima an diesen Morgen verzichten. Es gibt auch keine Beflaggung in „oranje“. Dafür strahlt die Sonne. Freundliche Gesichter auf beiden Seiten der Absperrbänder: Die Königin lächelt und winkt beim Spaziergang über das Zechengelände zum Designmuseum. Fans des Königshauses, Schaulustige und Deutsch-Holländer stehen dort zu hunderten.
Nelle Pannen (74), vor 50 Jahren vom Ijsselmeer nach Essen gezogen, schwenkt die niederländische Fahne und hält ihr Fotoalbum aus Kindertagen umklammert — darin auch eine Kinderaufnahme von Beatrix. „Sie sind sehr angenehme Nachbarn“, sagt die Essenerin Inge Gritzau, „und meine Mutter war ein richtiger Fan des Königshauses“. Deshalb heißt die Schwester der 65-Jährigen auch Beatrix und die Essenerin hat heute ihren einzigen orangefarbenen Pullover angezogen.
Als Beatrix, der Kronprinz und Maxima am Mittag in ihren riesigen Wagen steigen, bleibt der einen Moment stehen, damit auch jeder sein Foto machen kann. Dann geht es ab zum Sonderzug Richtung Herzogenrath. Zum Abschied singt ein Bergmannschor. Da fährt die Königin das Fenster runter — und winkt Essen noch mal zu.