„Koma-Saufen“: Gesundheitsministerin schickt Sucht-Experten ins Krankenhaus
Düsseldorf. Mehr als 4000 Kinder und Jugendliche müssen jährlich in NRW wegen einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden. Gemeinsam mit Sucht-Experten und Krankenkassen verstärkt das Gesundheitsministerium jetzt den Kampf gegen das sogenannte Koma-Trinken.
Speziell geschulte Fachkräfte suchen Minderjährige mit Alkoholvergiftung nun direkt im Krankenhaus auf, sagte Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) am Montag. Zwar sei der Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen seit einigen Jahren prinzipiell rückläufig. „Beim Koma-Trinken ist aber leider noch keine Trendwende in Sicht.“
Die Krankenkassen haben sich bereiterklärt, die Kosten für Einzel- und Gruppengespräche zur Frühintervention zu übernehmen. Jährlich stellen die gesetzlichen Kassen in NRW 50 Millionen Euro zur Verfügung, um Sucht vorzubeugen. Die Landesregierung stellt rund 13,7 Millionen Euro bereit.
Das schon vor Jahren bundesweit erprobte Modellprojekt zur Prävention und Frühintervention bei exzessivem Alkoholkonsum Jugendlicher wird zunächst an 13 Standorten — unter anderen in Wuppertal und Düsseldorf — umgesetzt. Elf weitere, darunter in Solingen, Remscheid und Velbert, sollen in das Netzwerk eingebunden werden.
Dort unterstützen Sucht-Fachkräfte die Minderjährigen und ihre Eltern in konkreten Problemsituationen. Neben Einzelberatungen gibt es Gruppengespräche, in denen die Jugendlichen lernen sollen, alters- und geschlechtsspezifische Risiken des Alkoholkonsums besser einzuschätzen.
„Wir wollen mit unseren Präventionsmaßnahmen die Zahl der Krankenhauseinweisungen von Kindern und Jugendlichen mit einer Alkoholvergiftung deutlich verringern und vor allem auch die Zahl der Wiederholungsfälle reduzieren“, sagte Andreas Hustadt vom Verband der Ersatzkassen NRW. „Wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen dabei helfen, einen verantwortungsvollen Umgang mit der Alltagsdroge Alkohol zu lernen — hier sind auch Elternhaus und Schule besonders gefordert“, so Steffens. Nach „Leben ohne Qualm“ hat das Gesundheitsbündnis nun bereits das zweite Projekt am Start. Red