Frost statt Frühling: Schneechaos im Norden
Hamburg (dpa) - Im Kalender fängt am Mittwoch der Frühling an - doch der Winter lässt nicht locker. Starker Schneefall hat am Montag erneut ein Verkehrschaos in Norddeutschland ausgelöst.
Viele Lastwagenfahrer verloren die Kontrolle über ihre Fahrzeuge, die daraufhin quer standen und die Straße blockierten. Von fast allen Autobahnen im Norden wurden Staus gemeldet. Auch auf den Bundesstraßen war es glatt. Die Fehmarnsundbrücke musste wegen eines Sturms für Fahrzeuge mit hohen Aufbauten sowie für leere Lastwagen und Autos mit Anhängern gesperrt werden, auf Sylt tobte ein Schneesturm. Auch der Osten ist stark betroffen: In Sachsen soll es mancherorts bis zu 20 Zentimeter Neuschnee geben.
Reisende in Kiel und Hamburg, die auf die Bahn umsteigen wollten, hatten am Montag schlechte Karten: Einige Fernzüge fielen aus, viele Regionalzüge fuhren nur verspätet. Grund für die Verzögerungen waren neben dem Wetter Warnstreiks bei der Deutschen Bahn. In Mecklenburg-Vorpommern kam es zu massiven Behinderungen im Straßen- und Bahnverkehr. Auf spiegelglatten Fahrbahnen ereigneten sich insbesondere im Westen des Landes Dutzende Unfälle, meist blieb es aber bei Blechschäden, wie die Polizei mitteilte.
Am Hamburger Flughafen sorgten Schnee und Eis für eine komplette Sperrung der beiden Start- und Landebahnen. Von 9.15 Uhr bis 9.45 Uhr habe kein Flieger landen oder abheben können, teilte eine Sprecherin mit. Zu Flugausfällen sei es nicht gekommen.
Die Polizei Lüneburg berichtete am Morgen von mindestens acht querstehenden Lastwagen. So war die Autobahn 7 in Richtung Hannover zwischen Bispingen und Evendorf zeitweilig voll gesperrt, weil dort drei Lastzüge die Straße versperrten. Ein Lastwagen hatte sich auf schneeglatter Straße auf der A39 bei Lüneburg quergestellt. Auch diese Autobahn wurde voll gesperrt. Nördlich von Schwerin stürzte auf einer Bundesstraße ein mit 180 lebenden Schweinen beladener Lastzug um und blockierte die Fahrbahnen.
Die nordfriesischen Inseln erlebten einen eisigen Auftakt zum Start der Osterferien in Niedersachsen und Bremen: Ostwind trieb den Schnee mit Windgeschwindigkeiten von bis 68 Kilometern pro Stunde über Sylt und die Nachbarinseln, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Morgen mitteilte. Bei orkanartigen Böen gab es Schneeverwehungen. Spitzenreiter mit zehn Zentimetern Neuschnee war die schleswig-holsteinische Gemeinde Weddelbrook. Doch trotz des ergiebigen Schneefalls blieb Schleswig-Holsteins einziger Skilift am Bungsberg geschlossen. Wegen des starken Windes sei ein Betrieb nicht möglich, sagte die Betreiberin am Morgen.
Im nordfriesischen Stedesand geriet ein Schulbus an einem Bahnübergang ins Rutschen und durchbrach die Schranken. Erst auf den Gleisen brachte der Fahrer das Fahrzeug zum Stehen. Glücklicherweise kam kein Zug, so dass der Fahrer den Bus mitsamt den unverletzten Schulkindern aus dem Schienenbereich fahren konnte. Im schleswig-holsteinischen Holm rutschte ein mit 42 Schülern besetzter Reisebus nach einem Ausweichmanöver in den Straßengraben. Der Busfahrer hatte einem Auto ausweichen müssen, das vor ihm ins Schleudern geraten war. Auch hier blieben die Schüler unverletzt.
Neben dem Norden ist auch der Osten besonders stark vom Winterwetter betroffen. „Ab dem Abend und die ganz Nacht wird es kräftig schneien, überall im Land“, erläuterte Meteorologe Helge Tuschy vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig am Montag die Situation in Sachsen. In zwölf Stunden soll es bis zu 20 Zentimeter Neuschnee vor allem im Bergland geben und fünf bis zehn Zentimeter im Rest des Freistaates. Betroffen sind besonders das Erzgebirge und die Oberlausitz.
Die Behörde gab eine Unwetterwarnung für weite Teile des Landes vor starkem Schneefall und -verwehungen heraus. „Dazu wird der Wind auffrischen“, sagte Tuschy. Eine sichere Prognose, wann der Frühling kommt, wagt er nicht. „Erst gegen Ende der Woche zeigt sich, ob es milder wird oder weiter winterlich bleibt.“