Krefeld: Mörderjagd per Gentest

Fahndung: Die Polizei bittet hunderte Männer, darunter viele Krefelder und Wuppertaler, um Speichelproben.

Krefeld/Wuppertal. DNA-Spuren, die der Mörder des Krefelder Autohändlers Askin Uludag am Tatort hinterlassen hat, haben die Ermittler auf seine Spur geführt. Mit DNA-Speicheltests will die Polizei dem Täter jetzt auch das Handwerk legen: Eine Personenzahl "im unteren dreistelligen Bereich" in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein soll laut Polizei in den nächsten Wochen Besuch von Beamten erhalten und freiwillig eine Speichelprobe abgeben. Nach Informationen unserer Zeitung konzentrieren sich die Fahnder vor allem auf den Raum Wuppertal und Krefeld, aber auch Kiel/Kreis Plön.

Der Täter, den die Beamten mit Hilfe einer Rasterfahndung fassen wollen, hatte den 27-jährigen Autohändler am 19.Mai in dessen Büro erschlagen und war mit einem dicken Bündel 500-Euro-Scheine geflüchtet. Beim Abgleich von DNA-Spuren, die am Tatort gesichert worden waren, kam heraus: Der Mann hat in den 90er Jahren zweimal eine Bank in Preetz und zweimal eine Sparkasse im Wuppertaler Stadtteil Katernberg überfallen, dabei insgesamt 187000 D-Mark erbeutet. Die Identität des Räubers konnte nie geklärt werden.

Nach welchen Merkmalen die Männer ausgesucht und zur Speichelprobe gebeten werden, will der Leiter der 16-köpfigen Mordkommission in Krefeld, Gerd Hoppmann, zwar nicht sagen. Klar ist aber, dass der Gesuchte im Bereich Kiel/Plön oder im Raum Wuppertal gewohnt hat oder möglicherweise noch lebt, zumindest jedoch persönliche Beziehungen in diese Gebiete hatte. "Immerhin eine Strecke von 470 Kilometern", sagt Hoppmann zu der Distanz zwischen Rheinland und hohem Norden. Studium, Bundeswehrzeit, aber auch berufliche und private Gründe führt er als Möglichkeiten für das Pendeln an.

Um solche Verbindungen zu finden, wird die Polizei auch Datenbestände von Einwohnermeldebehörden abgeglichen haben - ein übliches Verfahren bei Rasterfahndungen, das die Polizei auf Anfrage unserer Zeitung aber nicht kommentieren will. Selbst die Erkenntnis, dass der Mann ein geübter Motorrad- und Motocross-Fahrer sein muss, wird bei dem Raster zugrunde gelegt.

Ein Polizeisprecher betont, dass die überprüften Personen nicht von vorneherein als Tatverdächtige gelten. Werde eine freiwillige Speichelprobe verweigert, habe dies zunächst keine Folgen. "Wenn hinterher nur eine handvoll Personen übrigbleibt, können diese natürlich als tatverdächtig gelten." In solchen Fällen kann eine Speichelprobe per richterlichem Beschluss erzwungen werden. Bisher hätten sich aber alle Befragten kooperativ gezeigt. Bei der freiwilligen Abgabe werden Proben und Ergebnisse nach der Auswertung vernichtet.

Aufgrund der Zeugenbeschreibungen im Krefelder Mordfall, aber auch nach den Banküberfällen in den Jahren 1990 und 1995 geht die Mordkommission von einem auffälligen Täter aus. "Eigentlich müsste dieser Mann mit einem Hinweis aus der Bevölkerung zu finden sein", ist Hoppmann überzeugt. Über 1,90 Meter groß, 40 bis 50 Jahre alt, athletische Figur, dunkle kurze Haare - "so auffällige Männer sind selten".