Krimihotel: Bei Inspektor Derrick im Bett

In Hillesheim gibt es Deutschlands erstes Krimihotel. Gleich daneben gibrt es das „Café Sherlock“.

Hillesheim. Düstere Wälder und windumtoste Höhen sind typisch für die Eifel zwischen Köln und Trier. Ihre Bewohner gelten als wortkarg und zurückhaltend. Die Region hat etwas Raues. Vielleicht ist sie deshalb Krimiland Nummer eins zwischen Nordsee und Alpen. Die kleine Stadt Hillesheim spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle.

Die dunklen Treppenstufen knarren, Horst Tappert alias Kommissar Derrick blickt auf die Hotelgäste herab. Eine Etage weiter beobachtet Alfred Hitchcock die Reisenden — in Deutschlands erstem Krimihotel sind Begegnungen mit den Großen der Krimiszene an der Tagesordnung. Wer nachts in einem der 24 Themenzimmer schlummert, darf sich getrost als Fan der Krimiliteratur outen. „Arsen und Spitzenhäubchen“, „Miss Marple“ und „Mord im Orientexpress“ heißen die Hotelzimmer beispielsweise.

Krimifreunde aus ganz Deutschland kommen auf kurvenreichen Straßen der Vulkaneifel in das 3000 Einwohner-Städtchen, das neben dem Krimihotel auch das mit 26 000 Bänden größte Archiv deutschsprachiger Krimiliteratur vorzeigen kann. Wer nach dem Stöbern in den Büchern Hunger und Durst verspürt, stärkt sich im „Cafe Sherlock“ mit Mafiatoast, einem starken Espresso oder einem entkoffeinierten Kaffee. Die beiden Getränke stehen als Schwarzer Tod und Ruhig Blut auf der Karte.

Der Autor Michael Preute mit dem Pseudonym Jacques Berndorf schrieb im Sommer 1988 seinen ersten regionalen Krimi: „Eifel Blues“. Heute gilt der ehemalige Reporter von „Spiegel“ und „Stern“ und Verfasser von mehr als zwei Dutzend Bänden mit einer Gesamtauflage von 5,5 Millionen Exemplaren als Pate regionaler Krimis aus der Eifel. Berndorfs kantige Romanfigur, der Journalist Siggi Baumeister, ist in einsamen Gehöften, urigen Dorfkneipen und dunklen Wäldern auf den Spuren des Verbrechens.

„Inzwischen bietet die Eifel für ein Dutzend Krimiautoren Schauplätze für spannende Storys“, sagt Preute. Carola Clasen, Stephan Everling, Erika Kroell und Hubert vom Venn gehören ebenso dazu wie Ralf Kramp, der als Verleger und Autor der regionalen deutschen Krimiliteratur wichtige Impulse gibt.

In der Eifel haben Besucher der Region aber auch die Möglichkeit, selbst in die Rolle der Spürnasen zu schlüpfen: Mit den Chefermittlerinnen Klara Fall (Dorita Molter-Frensch) und Hella Blick (Petra Denter) gehen sie dann auf Spurensuche. Während der wahlweise zwei oder vier Stunden langen Wanderung werden die Gäste selbst zu Freizeitfahndern und helfen bei der Spurensuche.

Manchmal jedoch vermischen sich in der Eifel Fiktion und Wirklichkeit: Der umstrittene, viele Millionen teure Bau des Freizeit- und Businesszentrums am Nürburgring ist die reale Vorlage für Jacques Berndorfs Band „Die Nürburg-Papiere“. „Das ist geradezu ideal für einen Krimi“, sagt Michael Preute.

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