Krise in Norwegen: Kaum noch Butter bei die Fische
In diesem Jahr wird in Norwegen der Lachs zu Weihnachten eher trocken werden — Milch und Butter sind knapp. Das Fett wird jetzt sogar rationiert.
Oslo/Kopenhagen. „Nur eine Packung Butter pro Familie.“ Ausgerechnet die reichen Norweger müssen vor dem weihnachtlichen Plätzchenbacken mit diesem Schild in Supermärkten zurechtkommen.
Die Butterkrise dauert schon seit Wochen an. Hoffnung auf ausreichend „smør“ für den Neujahrs-Braten ist auch nicht in Sicht. „Wir hoffen auf eine Stabilisierung der Butterversorgung ab Mitte Januar“, sagte Pressesprecher Lars Galtung von Tine, dem ziemlich unbeliebt geworden Alleinhersteller des rar gewordenen Tierfetts im Land der Fjorde.
Sozusagen unter dem Kleingedruckten ließ Tine die 4,5 Millionen Norweger vor dem kalorienreichen Weihnachtsfest wissen, dass es auch in Sachen Sahne eng wird.
Ausgelöst hat den Schlamassel eine Kombination aus plötzlich erhöhter Nachfrage nach Butter bei gleichzeitig geringerer Milchproduktion. Sie wird in Norwegen durch ein kompliziertes Quotensystem geregelt.
Weil man sich auch noch gegen unliebsame Konkurrenz mit hohen Importzöllen geschützt hatte, gab es dann im Land des Zuchtlachses buchstäblich keine „Butter bei die Fische“. Was tun?
Am selben Tag, als die Osloer Regierung der europäischen Wirtschaft aus dem heimischen Öl- und Gas-Reichtum 55 Milliarden Kronen (sieben Milliarden Euro) als Nothilfe anbot, verkündete Tine Nothilfe in umgekehrter Richtung: Man habe erste Butterlieferungen aus Irland, Belgien sowie Deutschland besorgt.
Der Deutsche Bauernverband signalisierte wenige Tage vor dem Fest der Nächstenliebe mit der Pressemitteilung „Butterloch in Norwegen“ Bereitschaft zu mehr. „Wir könnten in kürzester Zeit den norwegischen Butterbedarf decken“, sagte Sprecher Johannes Funke. Allerdings müssten die Skandinavier ihre komplizierten Einfuhrregeln entwirren.
Darauf wollen viele der Nordeuropäer nicht warten. Die Zeitung „Aftenposten“ veröffentlichte eine Anweisung zur „Smør“-Eigenproduktion über zwei Seiten — und nahm Lesern jede Hoffnung auf eine schnelle Wende: „Mehr Butterkrisen zu erwarten“.
Eine Falschmeldung ließ die Norweger zusätzlich zittern. „Produktion von Butter wird halbiert“, war zu lesen. Die Tine-Molkerei habe Anfang der Woche die Butterproduktion von 60 auf 20 Tonnen reduziert. Die Zeitung hatte sich vertan. Korrekt hätte es heißen sollen, dass die Sahneherstellung vervierfacht werde.