Kritik an RTL-Alkoholexzess bei „Das Jenke Experiment“
Im Selbstversuch testete Reporter Jenke von Wilmsdorff die Folgen eines vierwöchigen Dauer-Alkoholkonsums.
Düsseldorf. Nach 17 Longdrinks hintereinander kippt Jenke von Wilmsdorff in die Garderobe einer Bar. Zum Frühstück isst er Schokoflocken mit Rotwein statt Milch. Dazu im Wechsel Gin-Tonic, Schnäpse oder Kölsch. Das Tagebuch eines Trinkers?
Nein, denn Jenke von Wilmsdorff ist Reporter bei RTL und versucht in der Reihe „Das Jenke Experiment“ die Folgen eines vierwöchigen permanenten Alkoholkonsums am eigenen Leib zu dokumentieren. Immer begleitet von einem Kamerateam, das Ganze unter Aufsicht von Ärzten.
Am Montag wurde das Alkohol-Experiment ausgestrahlt. Als Ziel gibt RTL an: Man wolle vor den Folgen des Alkohols warnen. Der körperliche Verfall des Reporters verläuft rasant. Vom sportlich-dynamischen 47-Jährigen verwandelt er sich innerhalb weniger Tage in ein antriebsloses und verkatertes Wrack. Nach drei Wochen stoppt ein Arzt das Experiment.
Ist die Sendung hilfreiche Aufklärung oder Sensations-Journalismus? Schon im Vorfeld hatte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) den Alkoholexzess scharf kritisiert: „Es ist aus meiner Sicht vollkommen unangemessen, auf diese Art und Weise mit dem Schicksal Alkoholsucht umzugehen.“
Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sieht das Experiment kritisch. „Solche Wege halten wir für falsch“, sagt Pressesprecherin Marita Völker-Albert. Die BZgA betreibt über Kampagnen wie „Alkohol. Kenn dein Limit!“ Aufklärungsarbeit. Laut Völker-Albert solle das Rauschtrinken nicht im Fernsehen popularisiert werden und so zum Nachahmen animieren. „Das ist populistischer Unsinn, der den Patienten nicht weiterhilft. Ich kann dem nichts abgewinnen“, sagt auch Dr. Magnus Heier, Neurologe und Wissenschaftsjournalist.
Die Produzenten verteidigen die Sendung. Michael Wulf, Geschäftsführer des Produktionsunternehmens „infoNetwork“, erklärt, Alkoholsucht sei ein höchst relevantes Thema. Die Kritik Bahrs weist er entschieden zurück. Er betont, dass in dem Beitrag auch ehemals alkoholkranke Menschen und Kinder zu Wort kommen, deren Mütter alkoholabhängig seien.