Schöner Wohnen für Millionäre
In Englands Hauptstadt schießen die Immobilienpreise durch die Decke. Ein ehemaliger Palast ist für 92 Millionen zum Reihenhaus mutiert.
London. Sieben Schlafzimmer, neun Bäder, ein bisschen Marmor hier, ein paar Spielereien da — das wird in London teuer, keine Frage. Aber 92 Millionen Euro? In der immobilienverrückten Hauptstadt gilt der Preis als die Sensation schlechthin. Immerhin handelt es sich bei „1 Cornwall Terrace“ nicht um ein komplettes Sonnensystem, sondern nur um ein Reihenendhaus.
Wirklich viel Luxus bekommt der neue Besitzer nicht: Das Fitnessstudio mit Pool gehört in dem Segment zum Standard, ebenso wie die Nummernschilderkennung am Tor. Dass er gleich am Regent’s Park residiert in einem Haus, das vom gleichen Architekten ersonnen wurde, der auch den Buckingham Palast entworfen hat, sind Werte für Idealisten. Die Trophäe ist — allein der Preis: Sein Heim ist das teuerste Reihenhaus im Königreich.
Die Nachricht versetzt selbst John und Jane Normalverbraucher in Jubelstimmung: Wenn hochwertige Immobilien teurer werden, klettert der Wert ihrer Durchschnittswohnung hinterher.
Und klettern muss er ganz dringend, denn für Briten ist das Eigenheim kein Zuhause, sondern ein privates Investment für den Ruhestand. Viele verkaufen ihre Londoner Immobilie, wenn sie in Pension gehen — und können nicht selten das Doppelte des ursprünglichen Preises kassieren.
Über das Reihenendhaus an der Cornwall Terrace können ganz Reiche müde lächeln. Die Adresse einer echten Trophäe lautet 1 Hyde Park, wo sich die teuersten Wohnungen der Welt befinden. 86 Apartments zu je 155 Millionen Euro finden sich in einem Neubau — damit kostet eines der Domizile 833 Mal so viel wie die britische Durchschnittsimmobilie.
Weil sich Käufer kaum mehr mit einem schönem Ausblick locken lassen, warten die Investoren mit eingebautem VIP-Service auf: Sicherheitskräfte und Portiers, aus Spezialeinheiten der Polizei rekrutiert. Es gibt Iris-Erkennungsscanner im Fahrstuhl, Privatkinos und Zimmerservice rund um die Uhr.
Für 800 000 Armenhaushalte wäre indessen eine Sozialwohnung Luxus: Sie stehen oft jahrelang auf der Warteliste Londoner Ämter. Doch selbst die Stadt findet nirgends günstigen Wohnraum. In der Metropole gibt es für die Wohnungsnot am unteren Ende der Preisskala eine Lösung: Sozial Schwache sollen ins billige Nordengland umziehen. London wird sich selbst zu teuer.