Kritische „Mein Kampf“-Ausgabe wird zum Bestseller
München (dpa) - Die kritische „Mein Kampf“-Ausgabe des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) wird zum Bestseller. Seit Erscheinen des Buches Anfang Januar wurde es nach IfZ-Angaben bereits rund 24 000 Mal verkauft.
Derzeit wird schon die dritte Auflage in den Handel gebracht.
„Die Nachfrage ist durchaus da“, sagte eine IfZ-Sprecherin in München. Das Institut hatte Adolf Hitlers Hetzschrift Anfang 2016 nach jahrelanger Arbeit als kritische Edition auf den Markt gebracht. Gegen das Projekt hatte es Widerstand unter anderem von Charlotte Knobloch gegeben, der Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
Aus Rückmeldungen des Buchhandels wisse das Institut, dass das Werk in erster Linie von geschichts- und politikinteressierten Lesern gekauft werde, sagte die Institutssprecherin. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass Neonazis ein besonderes Interesse an dem Buch hätten. „Wobei ein Neonazi auch kein Vergnügen daran haben dürfte, es zu lesen. Insofern sollte es ruhig von ihnen gelesen werden.“
Auf Amazon waren gebrauchte Exemplare für rund 150 Euro zu haben - das Dreifache des Verkaufspreises. Gestartet war das Institut nach Angaben des Projektleiters Christian Hartmann mit 4000 Stück à 59 Euro. „Der Preis demonstriert zwei Dinge: Wir wollen es nicht verschleudern und nicht in irgendwelche Bestseller-Listen kommen, aber wir möchten schon auch gelesen werden.“
In die Bestseller-Liste des „Spiegel“ hat es das Buch dennoch geschafft. Schon eine Woche nach Erscheinen musste nachgedruckt werden. Bei der Präsentation des Buches am 8. Januar gab es nach Angaben Hartmanns bereits 15 000 Vorbestellungen.
Ende 2015 waren die Urheberrechte an Hitlers Buch ausgelaufen, mit denen der Freistaat Bayern als Rechtsnachfolger einen Nachdruck in Deutschland bis dato verhinderte. Die Justizminister der deutschen Bundesländer haben entschieden, dass die unkommentierte Verbreitung von „Mein Kampf“ auch nach dem Auslaufen der Urheberschutzfrist in Deutschland verboten bleiben soll.
Bei kommentierten Ausgaben müsse man sich das im Einzelfall anschauen, hieß es aus dem bayerischen Justizministerium. Im Zweifel müssten dann Gerichte entscheiden. Anzeigen gebe es allerdings bislang nicht, sagte die IfZ-Sprecherin - ebenso wenig wie weitere kritische Ausgaben. „Uns ist bislang noch kein einziges Konkurrenzprodukt bekannt.“