Kronprinz Felipe rückt in Spanien in den Blickpunkt
Madrid (dpa) - Nach der umstrittenen Elefantenjagd des spanischen Königs Juan Carlos steht Kronprinz Felipe vor einer Bewährungsprobe. Der 44-jährige Thronfolger muss seinen Vater in den kommenden Wochen auf einer Reihe von Terminen vertreten.
Der 74 Jahre alte Monarch hatte sich auf seiner Reise nach Botsuana die rechte Hüfte gebrochen und muss sich nun mehrere Wochen von der Operation erholen, bei der ihm eine Prothese eingesetzt worden war.
Felipe hatte den König auch schon vor zwei Jahren vertreten, nachdem dem Monarchen ein gutartiger Tumor aus der Lunge entfernt worden war. Die jetzige Aufgabe des Thronfolgers ist jedoch weitaus schwieriger: Das Königshaus ist zum Ziel öffentlicher Kritik geworden, seit der Finanzskandal um den königlichen Schwiegersohn Iñaki Urdangarín und die Elefantenjagd des Monarchen publik geworden waren.
Der Kronprinz hat sich zu den Vorwürfen gegen seinen Vater wegen des Jagdausflugs nach Botsuana bislang nicht geäußert. Zusammen mit Prinzessin Letizia (39) empfing er am Freitag den indischen Außenminister S.M. Krishna im Zarzuela-Palast zu einer Audienz. Anschließend vertrat Felipe den König als Gastgeber eines traditionellen Essens aus Anlass der Überreichung des Cervantes-Literaturpreises. Neben Juan Carlos fehlte auch der Preisträger Nicanor Parra. Der 97-jährige chilenische Dichter konnte wegen seines hohen Alters und seiner angeschlagenen Gesundheit nicht nach Madrid reisen.
Der König hatte wegen seines Jagdausflugs inmitten der spanischen Wirtschaftskrise scharfe Kritik einstecken müssen. Vereinzelt wurde sogar die Forderung nach seiner Abdankung laut. In einer beispiellosen Geste räumte Juan Carlos ein, dass er einen Fehler gemacht habe, und bat die Spanier um Entschuldigung. Er wollte schon am Freitag seine offiziellen Aktivitäten in begrenztem Umfang wieder aufnehmen und den spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zu einem Gespräch empfangen.
Allerdings wird sich der König in den kommenden Wochen bei Terminen außerhalb des Palasts noch vom Kronprinzen vertreten lassen. Juan Carlos ist in weiten Teilen der Bevölkerung beliebt, weil er nach dem Ende der Franco-Diktatur maßgeblich zur Wiedereinführung der Demokratie beitrug. Sein Sohn Felipe wird sich die Popularität erst noch verdienen müssen. Er ist in seinem Auftreten ein anderer Typ als sein Vater. Der Prinz wirkt eher zurückhaltend. Seit seiner Heirat mit Letizia änderte sich sein Erscheinen zum Positiven. Felipe legte seine Schüchternheit ab und tritt ein wenig lockerer auf.
Juan Carlos dagegen war als junger Mann mit seiner Vorliebe für schnelle Autos und Segeljachten eher ein Draufgänger. Er ist ein leidenschaftlicher Jäger und Fan von Stierkämpfen. Felipe dagegen vermeidet nach Möglichkeit den Besuch von Stierkampfveranstaltungen. Diese Abneigung teilt er mit seiner Mutter, Königin Sofía.
Die heikelste Aufgabe könnte Felipe am 25. Mai beim Endspiel um den spanischen Fußballpokal FC Barcelona gegen Athletic Bilbao bevorstehen. Unter den Anhängern der Clubs aus Katalonien und dem Baskenland sind viele Separatisten, die gegen die spanische Krone sind. Vor drei Jahren, als sich beide Teams ebenfalls im Finale gegenüberstanden, hatte es einen Eklat gegeben: Im Beisein des Königs wurde das Abspielen der Nationalhymne von Pfiffen aus dem Publikum übertönt. Das staatliche Fernsehen TVE zensierte das Pfeifkonzert.