Kunstmuseum stellt die umstrittenen Mondrians aus

Der Anwalt der Erben will den Fall vor ein US-Gericht bringen. Das könnte für die Stadt Krefeld teuer werden.

Foto: Volker Döhne/Kunstmuseum Krefeld/dpa

Krefeld. Die umstrittenen Mondrian-Bilder werden in den nächsten Monaten im Kaiser-Wilhelm-Museum ausgestellt. Auf Anfrage dieser Zeitung hat die Stadt gestern mitgeteilt, dass sie die Werke in einer der kommenden Sammlungspräsentationen zeigen wird. Grund dafür ist ein Streit um die Werke.

Der Fall Mondrian ist kompliziert. Erben wollen acht Bilder beziehungsweise Entschädigungen für vier weggetauschte Bilder von der Stadt Krefeld. Sie behaupten, der Künstler habe sie dem Kaiser-Wilhelm-Museum in den 1920er Jahren nur geliehen. Die Stadt will die Werke behalten. Sie geht davon aus, dass der Künstler sie dem Museum geschenkt hat. Gewissheit darüber, was vor knapp 90 Jahren passiert ist und wie die acht Mondrian-Werke nach Krefeld gekommen sind, besteht derzeit nicht. Unterlagen, die eine der beiden Sichtweisen stützen, sind bisher nicht gefunden. Was es gibt, sind jede Menge Details und Puzzlestücke, die sich aber bisher nicht zu einem großen Ganzen zusammensetzen lassen.

Nach deutschem Recht ist es so, dass die Nachfahren von Harry Holtzmann, den Piet Mondrian als seinen Erben benannt hat, nachweisen müssten, dass die Bilder nicht dem Museum gehören. „Bei der Frage des Eigentums sind juristische Maßstäbe entscheidend. Danach muss eine behauptete Eigentümerstellung bewiesen werden“, erklärt die Stadt.

Allerdings gibt es die Möglichkeit, das Verfahren in die USA zu bringen. Dort leben die Nachfahren Holtzmanns. Ihr Anwalt Gunnar Schnabel hat in einem Radio-Interview angekündigt, dass sein nächster Schritt eine Klage auf Herausgabe in den USA sein wird. Das könnte für Krefeld teuer werden: Die acht Bilder haben laut Anwalt zusammen einen dreistelligen Millionenwert.

Auch für die Sammlung des Museums wäre das ein Verlust. „Piet Mondrian war Mitbegründer der Künstler- und Architektengruppe ,De Stijl’, die wegweisend für das Bauhaus war. Die Arbeiten passen alleine deshalb perfekt zur Bauhaus-Stadt Krefeld. Es handelt sich um vier herausragende, repräsentative Beispiele für das Wirken des Künstlers, die wir immer wieder ausstellen“, erklärt Katia Baudin, Leiterin der Krefelder Kunstmuseen.

Die Erben haben eine 63-seitige Argumentation vorbereitet, in der sie erklären, warum die Werke ihnen gehören sollen. Bisher haben sie diese allerdings nicht öffentlich gemacht. Die Stadt will nun eine aktuelle Provenienzuntersuchung der Gemälde einleiten.

Eine Klärung scheint notwendig, denn in einem Gespräch mit der Zeitung „Die Zeit“ hat Schnabel den Vorwurf gemacht, die vier Werke seien von dem damaligen Museumsdirektor Paul Wember verkauft und nicht getauscht worden. Während die Stadt sagt: „Im Inventarbuch des Museums sind für 1952 und 1953 zwei Tauschgeschäfte über vier Bilder sowie die Empfänger namentlich verzeichnet.“ Ein weiteres Argument Schnabels ist, dass auch Holtzmann nichts von den Bildern wissen konnte, weil diese nicht in wichtigen Ausstellungen international gezeigt wurden. Obwohl die Stadt sagt, „dass die Bilder immer wieder in unterschiedlichen Museen zu sehen waren — eines sogar bereits 1959 bei der documenta.“

Dieser Streit wird noch dauern, die fehlenden Puzzlestücke werden vielleicht nie gefunden — aber zumindest können sich alle Interessierten in absehbarer Zeit die Werke noch mal anschauen.