Kurzer Sommer zum Herbstbeginn - Bilanz durchwachsen
Offenbach/Berlin (dpa) - Besser spät als nie: Ausgerechnet zum meteorologischen Herbstbeginn am Donnerstag versucht der Sommer noch einen Anlauf. Viele vom Achterbahn-Wetter genervte Menschen dürfte das kaum versöhnen.
Die Bilanz von Tourismus-Branche und Freibädern für diesen Sommer fällt vielerorts durchwachsen aus. Für die nächsten Jahrzehnte prophezeien Klimaforscher immer mehr Wetterkapriolen. Steigende Temperaturen und schönes Wetter, sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) für die nächsten Tage im Großteil Deutschlands voraus. Die Warmluft pumpt Ex-Hurrikan Irene nach Europa, der gerade an Nordamerikas Ostküste getobt hat. Im Süden wird es jedoch eher nass.
„Am Wochenende kommt die 30-Grad-Marke in greifbare Nähe“, sagte DWD-Meteorologe Martin Jonas. Vor allem entlang des Rheins könne es sogar noch wärmer werden. Südlich des Mains aber gibt es teils kräftige Gewitter und ergiebige Schauer.
Das Sommer-Gastspiel ist nur kurz, bevor tatsächlich der Herbst kommt. Schon am Samstag soll es am Rhein und ab Sonntag auch weiter östlich regnen. „Von West nach Ost setzt sich langsam herbstliches Wetter bei uns durch“, sagte Jonas. Für die Meteorologen zählen zum Herbst die vollen drei Monate September, Oktober und November. Laut Kalender beginnt er erst gegen Ende des Monats.
Der Sommer 2011 fiel in der Bilanz des DWD unbeständig, trüb und bundesweit zu nass aus. Verregnet wie der Juli, aber erheblich wärmer war der August 2011. Heiße Luft aus den Tropen trieb die Temperaturen zum Schluss noch einmal in schweißtreibende Höhen. Gemessen am langjährigen August-Mittelwert sei es in Deutschland durchschnittlich 1,3 Grad wärmer gewesen, berichtete der DWD. Die Hitzewelle brachte Ende August die höchste Temperatur dieses Sommers: In Rheinfelden am Hochrhein wurden am 22. August 36,7 Grad gemessen. Regenfluten gab es vor allem im Norden.
An den Küsten litten diesen Sommer besonders Campingplatzbetreiber und Strandkorbvermieter. Und bundesweit blieben Freibäder tagelang leer. In die rund 3200 deutschen Freibäder kamen gerade mal halb so viele Besucher wie im Vorjahr, wie die Gesellschaft für das Badewesen hochrechnete.
Besonders schlimm erwischte es Bäder in Bremen und Hamburg mit rund 70 Prozent Minus, in südlichen Ländern wie Baden-Württemberg und Bayern kamen etwa 40 Prozent weniger. Extrem wie das Wetter waren auch die Unterschiede bei den Gästezahlen: Einzelne Bäder berichteten von 90 Prozent Ausfall - andere von Besucherzahlen wie im Vorjahr. Die meisten Bäder schließen dem Verband zufolge in der ersten Septemberhälfte - einzelne Bäder machten bereits Ende August dicht.
Klimaforscher rechnen in den nächsten Jahrzehnten weltweit mit weiter steigenden Temperaturen. „Daran ändert auch ein kalter Sommer oder besonders kalter Winter nichts“, sagte Anders Levermann, Professor für die Dynamik des Klimasystems am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Wie auch immer die Aussichten sind - dieses Jahr war es vielen einfach zu kalt. Sommer in der Sauna: Dafür entschieden sich deshalb viele Münchner. Die Stadtwerke zählten in den vergangenen Wochen rund 70 Prozent mehr Sauna-Besucher als in anderen Jahren.