Lady Diana: Nur ein flüchtiges Vermächtnis
Vielen Briten ist die Hysterie nach dem Tod von Diana heute peinlich. Echte Verwandte und falsche Freunde streiten zehn Jahre danach um die wahre Bedeutung der schönen Lady.
<strong>London. Das Café Diana ist ein arabischer Imbiss, es liegt einen Steinwurf entfernt vom Kensington Palace in London, wo Lady Diana zuletzt gelebt hat. Darum hatte der Besitzer sie zur Namenspatin erkoren, und sie war so freundlich, kurz nach der Eröffnung im Jahr 1989 für ein Foto mit ihm zu posieren. Das Bild ziert noch heute die Speisekarte, und die Wände sind mit Fotos der Prinzessin bedeckt. Touristen widmen der Galerie mindestens so viel Aufmerksamkeit wie Kebab und Köfte, und mancher entdeckt zwischen den Bildern den Brief, in dem sich Diana für einen Blumengruß zu ihrem 36. Geburtstag bedankt. Es sollte ihr letzter Geburtstag sein. Einen Monat später, am 31. August 1997, kam sie bei einem Autounfall in Paris ums Leben. Und für eine Sekunde hielt die Welt den Atem an. Seither aber streiten echte Verwandte und falsche Freunde um die Deutungshoheit in Sachen Diana. Das begann mit der Trauer, die viele Engländer auf die Straßen Londons trieb, während sich die Königsfamilie auf Schloss Balmoral in Schottland verbarrikadierte. Mochten Dianas Söhne William und Harry Rang zwei und drei der Thronfolge belegen, sie selbst hatte mit ihrer Scheidung von Prinz Charles im Vorjahr den Titel "Königliche Hoheit" verloren. Mochte das Volk den Buckingham Palast unter Blumen begraben, erst dem jungen Premierminister gelang es, die Königin zur Rückkehr in die Hauptstadt zu bewegen. Tony Blair gehörten damals alle Sympathien, zehn Jahre später aber bewundern die Briten die Monarchin für ihre Haltung. Die Hysterie nach Dianas Tod ist vielen heute peinlich.
Sie hatte Rehaugen, er abstehende Ohren
Diana Frances Spencer war das Versprechen, dass Märchen wahr werden können, erzählt mit den Mitteln des 20. Jahrhunderts. Als sie Prinz Charles 1981 das Jawort gab, schauten weltweit 750 Millionen Menschen zu. Sie war erst 20, und niemand ahnte, welches Leid der Traumhochzeit folgen würde. Doch niemandem sollten die kommenden Tränen, die Untreue und der Zank verborgen bleiben.
Diana war unbedarft in diese Ehe geraten, Charles war 13 Jahre älter und mit dem kalten Hofzeremoniell aufgewachsen, sie hatte Rehaugen, er abstehende Ohren. Die Rollen von Opfer und Bösewicht waren rasch verteilt. Zumal sie bei ihren Auftritten einen zarten Charme entwickelte, während er linkisch und lieblos wirkte. Sie schob den eigenen Kummer beiseite und reiste als Trösterin der Geplagten, als Kämpferin gegen Aids und Landminen durch die Welt.
Ihr Bruder Earl Spencer nannte es eine bittere Ironie, "dass ein Mädchen, dem man den Namen der antiken Jagdgöttin Diana gab, zur am meisten gejagten Person des modernen Zeitalters wurde". Er sprach damit aus, was Millionen Trauernde empfanden, doch er unterschlug, dass Diana auch mit den Kameras geflirtet hat, dass die Fotografen auch das Bild von der Anwältin der Armen geprägt haben.
Und nicht allein die Medien haben Diana ausgezogen, sie hat sich auch selbst entblößt. Sie gab intime Informationen an Buchautoren weiter, sie sprach im Fernsehen über ihre "Ehe zu dritt", über ihre Rivalin Camilla Parker Bowles.
"Candle in the Wind" - so heißt das Lied, das Elton John Marilyn Monroe widmete und das er zu Dianas Beerdigung auf sie umschrieb. Wie Marilyn ist Diana 36 Jahre alt geworden, bloß hat sie keine Filme hinterlassen. Sie war Kindergärtnerin, bevor sie Prinzessin der Herzen wurde.
Gute Zeiten Die Beziehung zwischen Diana und Prinz Charles begann 1980. Am 24. Februar 1981 gab der Buckingham Palast die Verlobung bekannt, am 29. Juli desselben Jahres fand die Hochzeit statt. Seit der Verbindung von Lady Anne Hyde mit Jakob II. im Jahr 1659 war Diana die erste Engländerin, die einem britischen Thronfolger das Jawort gab.
Schlechte Zeiten Obwohl die Söhne William (1982) und Harry (1984) geboren wurden, kriselte es bereits zu dieser Zeit heftig in der Ehe. Diana litt unter Bulimie und Depressionen. Die Trennung wurde am 9. Dezember 1992 von Premierminister John Major im Unterhaus verkündet. Am 28. August 1996 folgte schließlich die Scheidung.